Planet Erde

Die Grenzen unserer Erde

Planet Erde
Unsere Erde hat, wie alles andere auch, Grenzen. Doch geht es hier nicht um räumliche Grenzen, sondern um Belastungsgrenzen. Es geht um die Frage, wie viel die Erde noch an Belastung ertragen kann, bis diese Grenzen überschritten sind und das Leben für den Menschen und die Natur gefährdet ist. Diese ökologischen Grenzen werden durch unseren Umgang mit der Erde nach und nach überschritten. 
Johann Rockström, Direktor am Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, hat als Erster auf diesem Gebiet geforscht. Er und sein Team definieren neun dieser planetaren Belastungsgrenzen:

  • Artensterben
  • Ozonloch
  • Süßwassernutzung 
  • Ozeanversauerung 
  • Klima 
  • Landnutzungsänderung (z.B. Abholzung) 
  • Störung der Stoffkreisläufe (durch Stickstoff, Phosphor) 
  • Umweltbelastung durch Chemikalien und Radioaktivität 
  • Luftverschmutzung 
Von diesen neun Grenzen sind die ersten acht berechnet, das heißt, hier sind die Belastungsgrenzen festgelegt. Die Definition basiert dabei einerseits auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Herleitungen sowie auf vorsorglichen Risiko-Berechnungen.

Das Konzept der planetaren Belastbarkeitsgrenzen macht deutlich, wie stark die möglichen Belastungen miteinander verknüpft sind. Der Klimawandel ist nicht die einzige gravierende globale Umweltveränderung. Stattdessen gibt es eine ganze Reihe riskanter, durch Wechselwirkungen miteinander verbundener Veränderungen im Erdsystem. Gemeinsam mit dem Rückgang der Artenvielfalt kommt dem Klimawandel jedoch eine besondere Bedeutung zu. 
Wenn man die Belastungsgrenzen wie bei einer Ampel in die Bereiche Grün (sichere Zone), Gelb (unsichere Zone) und Rot (Gefahrenzone) einteilt, zeigt sich folgendes Bild:
Planetare Belastungsgrenzen Infografik

Im grünen Bereich

Drei der Belastungsgrenzen liegen derzeit noch im grünen Bereich. Das ist der Verlust der Ozonschicht, die Süßwassernutzung und die Versauerung der Meere. Unsere Erde kann in diesen Bereichen unseren Einfluss noch kompensieren.

Allerdings überschreitet die Süßwassernutzung in bestimmten Regionen die Belastungsgrenzen. Dies ist der Fall, wenn mehr Wasser entnommen wird, als durch Niederschlag wieder zugeführt wird. Hier verstärkt der Klimawandel schon heute das Problem.

Die zunehmende Versauerung der Ozeane in Verbindung mit der Erwärmung führt zu einem Korallensterben. Korallen besitzen ein Kalkskelett, was sich bei zunehmender Versauerung auflöst. Und Korallenriffe sind Hot Spots der Artenvielfalt, welche dadurch ebenfalls zerstört werden.

Die Ozonschicht schützt uns vor der UV-Strahlung (UV = ultraviolett) aus dem All. Eine zerstörte Ozonschicht lässt die für uns schädliche UV-Strahlung einfach durch. Dies führt zu Schäden bei uns Menschen (Hautkrebs), aber auch zu Schäden bei Flora und Fauna. Bei Pflanzen nimmt die Photosynthese-Rate ab. Im Meer betrifft dies vor allem das Phytoplankton, was die Grundlage für die Nahrungsketten ist.

Im gelben Bereich

Bei der Veränderung des Klimas und der Reduzierung der globalen Waldflächen steht die Ampel schon auf gelb. Hier ist erhöhte Alarmbereitschaft geboten.

Die globale Klimaerwärmung hat die Grenze von 1,5°C noch nicht erreicht, doch wir steuern mit großen Schritten darauf zu. In wenigen Jahrzehnten könnte dieser Wert überschritten sein. Dies führt zu weitreichenden Veränderungen in den Ökosystemen. So verändert sich die Arktis schneller als alle anderen. Sie könnte in wenigen Jahren im Sommer eisfrei sein. Viele Tiere benötigen jedoch Eisflächen, wie der Eisbär (für die Jagd) oder das Walross (zum Ausruhen und Jungtieraufzucht).

Für unsere Nahrung, vor allem der Fleischproduktion, wird eine immense Fläche benötigt. So werden riesige Flächen Regenwald in Südamerika für die Soja- und Futtermittelproduktion gerodet. Tropische Regenwälder werden zugunsten von Palmölplantagen gefällt, wobei es auch gute andere pflanzliche Öle und naturverträgliche Anbaumethoden gibt. Diese sind aber eben teurer. Dabei sind die Regenwälder wichtig für die Stabilisierung des Klimas und Hot Spots der Artenvielfalt. So verlieren viele Tiere, aber auch Menschen, ihre Lebensgrundlage.

Im roten Bereich

Hier sind die Grenzen schon überschritten.

So sind die Kreisläufe von Stickstoff und Phosphor schon dermaßen gestört, dass die Tragfähigkeit unseres Planeten überschritten ist. Hauptursachen sind der massive Dünger- und Pestizideinsatz in der Landwirtschaft. Durch diesen massiven Eintrag gelangen große Mengen an Stickstoff und Phosphor in Flüsse und Meere. Dies führt zu gigantischen Algenblüten, was wiederum zu Sauerstoffmangel und Wassertrübung führt.

Bei der Biodiversität sind die planetaren Grenzen ebenfalls überschritten. Sollte dies so weitergehen, können wir das Massenaussterben nicht mehr verhindern. Gründe sind der Lebensraumverlust, Mensch-Tier-Konflikte, Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten. Durch den Klimawandel werden kälteliebende Arten zurückgedrängt, bis sie keinen Platz zum Ausweichen mehr haben. Durch die Zerstörung von Lebensräumen verlieren viele Arten ihre Lebensgrundlage, was wiederum zu Mensch-Tier-Konflikten führt. So dringen Elefanten in Afrika, auf der Suche nach Nahrung, immer wieder in die Felder der Bauern ein und zerstören diese. Die Menschen töten dann die Elefanten. Durch die Umweltverschmutzung, wie etwa Mikroplastik oder Chemikalien in den Meeren, sterben viele Tiere. Invasive Arten wandern ein und verdrängen heimische Arten, da sie normaler Weise dort dann keine natürlichen Feinde haben. So wurden auf Neuseeland Räuber wie Katzen, Hermeline oder Ratten eingeschleppt, welche die heimischen Vögel an den Rand des Aussterbens brachten.

Eine neue Studie des Stockholm Resilience Centre geht davon aus, das die Freisetzung von neuen Chemikalien ebenfalls im Roten Bereich ist. Es wird angenommen, dass das Ausmaß der Freisetzung so enorm ist, dass man mit der Erfassung von Schäden und Folgen für uns und die Umwelt nicht mehr nachkommt.

Zum
Mitnehmen

Dass konsequentes Handeln von Konsument*innen, Wirtschaft und Politik erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel der Bekämpfung des Ozonlochs. Durch internationale Abkommen wurden hier große Erfolge erzielt. Doch was kann jede*r Einzelne tun? Wir alle können unser Handeln hinterfragen (siehe hierzu auch unsere Artenschutz to go Beiträge). Bei jedem Kauf von Lebensmitteln oder Kleidung  darauf achten, wo und wie diese produziert wurden. Weniger tierische Produkte kaufen, da für deren Produktion enorme Mengen an Wasser, Energie und Platz benötigt wird. Zudem können wir, wo es möglich ist, Energie sparen, Müll vermeiden und Dinge mehr als einmal benutzen. Es ist unsere gemeinschaftliche Aufgabe, unsere Erde wieder zu entlasten.

Quellen und weitere Informationen

Bildnachweis: Titelbild – actionvance/unsplash, Deadvlei in Namibia – Natascha Kreye

Quellen:

1. Buch: Dirk Steffens, Fritz Habekuss – „Überleben – Zukunftsfrage Artensterben“

 

2.“Breaking Boundaries“ (Netflix)

 

3. Buch: David Attenborough – „Mein Leben auf unserem Planeten“ (sowie Netflix-Doku mit gleichnamigem Titel)

 
4. Thpanorama: Zerstörung der Ozonschicht

 

5. Stockholm Resilience Centre: Planetary Boundaries data

 
6. Stockholm Resilience Centre: Safe planetary boundary for pollutants, including plastics, exceeded, say researchers

 
7. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Planetare Belastungsgrenze

Norman Schöne Team
Norman Schöne

aus dem Nepada Wildlife Kommunikationsteam

arbeitet in der Landwirtschaft, ist besonders fasziniert von Fledermäusen und überall auf der Welt Wildlife zu erleben