Planet Erde

Earth Overshoot Day – Ab heute verbrauchen wir mehr als eine Erde

Heute, am 2. August 2023, ist Earth Overshoot Day, der Erdüberlastungstag. An diesem Tag hat die Menschheit mehr ökologische Ressourcen (Holz, Pflanzen, Nahrungsmittel) verbraucht, als in einem Jahr auf der Erde nachwachsen können. Den Rest des Jahres leben wir somit auf Pump. Wir verbrauchen also mehr “Erden” pro Jahr, als wir eigentlich haben. Dieser Tag rückt seit 1971 immer näher an den Jahresbeginn heran. Dabei gibt es für jedes Land einen eigenen Erdüberlastungstag. In Deutschland fiel er auf den 4. Mai 2023, in Jamaica wäre es der 20. Dezember. Für alle Länder ergibt sich somit ein Mittelwert, der 2. August 2023. Das heißt, wir verbrauchen weltweit aktuell circa 1,75 Erden pro Jahr.

Planet Erde
© NASA / Unsplash

Warum gibt es einen Erdüberlastungstag?

Der Earth Overshoot Day wurde von Andrew Simms, Mitglied der New Economics Foundation, eingeführt. Als Grundlage zur Berechnung dient der ökologische Fußabdruck. Das heißt, jeder Mensch braucht eine bestimmte Menge an Ressourcen und Biomasse für Nahrung, Kleidung, Transport, Baustoffe und anderes. Dieser Fußabdruck wird der Biokapazität gegenübergestellt. Ist der Verbrauch größer als der Nachschub, entsteht eine Überschreitung, also ein „Overshoot“. Laut Global Footprint Network hat die Menschheit seit den 1970er Jahren diese kritische Grenze, also mehr zu verbrauchen als zur Verfügung steht, kontinuierlich überschritten. Dieser Tag ist also ein Symbol für unseren Lebensstil, welcher die Belastungsgrenzen unseres Planeten immer stärker überschreitet.

Kühe
Unser Fleischkonsum und die Tierhaltung haben einen starken Einfluss auf den Earth Overshoot Day. © Norman Schöne

Ursachen für die Überlastung

Es gibt mehrere Ursachen für den „Overshoot“. Unsere Ernährung ist der wohl größte Treiber. Dabei spielt es nicht nur eine Rolle, was wir essen, sondern auch wie und wo Lebensmittel produziert werden. Wir nehmen sehr viel Fleisch und andere tierische Produkte zu uns. Dafür braucht es Flächen, um Futter für die Tiere anzubauen oder für die Tierhaltung. Welche Herausforderungen das mit sich bringt, haben wir euch im Beitrag „Die Streitfrage Fleisch“ genauer erklärt.

Wasser rinnt durch Hände
© mrjn Photography / Unsplash

Ein ebenfalls nicht zu unterschätzendes Problem ist die Lebensmittelverschwendung. Laut „Food Index Report“ der Vereinten Nationen werden jährlich rund 17%, also 931 Millionen Tonnen an Lebensmitteln, einfach weggeworfen. Auf der anderen Seite hungern rund 735 Millionen Menschen weltweit.

Neben der Ernährung ist es vor allem der Lebensstil, der massive Auswirkungen auf den Verbrauch von Ressourcen hat. Ein Beispiel ist die Produktion von Kleidern, im Besonderen die sogenannte Fast Fashion. Eine Jeans verbraucht zum Beispiel 8.000 Liter Wasser von Herstellung bis Lebensende. Zudem ist Baumwolle eine Kulturpflanze mit hohem Wasserbedarf.

Auch unser Rohstoff- und Energie-Verbrauch ist zu hoch. Wasserverschmutzung, Abholzung, Produktion von Kohlenstoffdioxid, all dies trägt zur Überlastung bei. Wir nutzen die natürlichen Ressourcen in einer Geschwindigkeit, bei der unsere Erde nicht mithalten kann. Zu spüren sind diese Folgen vor allem in den Ländern des Globalen Südens, in denen es ohnehin schon an vielem fehlt. Oft herrscht aber auch genau hier eine große Artenvielfalt, die wichtig ist für das Gleichgewicht auf unserem Planeten. Wassermangel, Dürre, Artensterben und der Schwund von Ökosystemen setzen den Regionen zu, was langfristig uns alle betreffen wird.

Was können wir gegen die Überlastung tun?

Der Verbrauch von 1,75 Erden, das klingt erst mal entmutigend. Keiner von uns hat schließlich einen zweiten Planeten in der Hinterhand. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, ist es viel wichtiger, die #MoveTheDate-Bewegung zu unterstützen. Viele Organisationen setzen sich bereits dafür ein, dass die Natur sich wieder ausbreiten kann, wir Städte neu und nachhaltiger konzipieren sowie alternative Energiekonzepte entwickeln. Gleichzeitig wollen sie die Produktion und den Vertrieb von Lebensmitteln weiterentwickeln und Menschen Anregungen für einen nachhaltigeren Konsum geben. Mehr wiederverwenden und reparieren statt wegwerfen. Auch Nepada Wildlife versucht hierzu einen Beitrag zu leisten, in dem wir mit unseren „Artenschutz to go“-Artikeln immer wieder kleine Impulse setzen.

Der vielleicht wichtigste Punkt ist unsere Ernährung. Hier sollte mehr auf pflanzliche und weniger auf tierische Produkte gesetzt werden. So werden weniger Flächen und weniger Rohstoffe wie Wasser, benötigt. Laut WWF könnte der Erdüberlastungstag schon um 13 Tage nach hinten verschoben werden, wenn wir die Menge weggeworfener Lebensmittel halbieren würden. Zusätzlich muss die Politik handeln. Durch die Förderung von erneuerbaren Energien und reparaturfreundlicher Produkte (Handys, etc.), den Umbau von Landwirtschaft, Verkehr und Städten. Hier können wir bei der nächsten Wahl oder durch Petitionen Einfluss ausüben.

All diese Maßnahmen sollten dazu führen, dass die Natur wiederhergestellt wird und wir in Einklang mit ihr leben. Denn wir alle haben ein Recht auf sauberes Wasser, Nahrung und einen Platz zum Leben. Dies gelingt nur mit einer intakten Natur.

Boote auf dem Trockenen
© YODA Adaman / Unsplash

Quellen und weitere Informationen

Norman Schöne Team

Norman Schöne

aus dem Nepada Wildlife Kommunikationsteam

arbeitet in der Landwirtschaft, ist besonders fasziniert von Fledermäusen und überall auf der Welt Wildlife zu erleben