Kelpwälder im Meer

Regenwälder des Ozeans – Warum Kelpwälder so wichtig sind

Gastbeitrag
Dieser Gastbeitrag stammt von Elias, der sich im Rahmen eines Schulprojekts aus eigenem Interesse mit den Kelpwäldern unserer Erde beschäftigt hat. Dieses Ökosystem ist bestimmt nicht allen Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse ein Begriff. Wir freuen uns daher, Elias Arbeit zu teilen, denn sie passt hervorragend zu unserem aktuellen Bildungsprojekt „4 Wildlife – Expedition Ozean“ bei dem wir junge Menschen für den Meeresschutz begeistern wollen.

Die weltweiten Ökosysteme verändern sich massiv, weil der Mensch in natürliche Lebensräume eingreift, sie ausbeutet und zerstört. Diese Lebensräume bilden jedoch eine Lebensgrundlage für uns Menschen, weshalb wir sie schützen und achten müssen. Ein Beispiel für so einen Lebensraum bilden Kelpwälder. Warum dies so ist, erfahrt ihr hier!

Kelpwälder im Meer
Kelpwälder sind faszinierende Ökosysteme im Meer. © Jack Drafahl Pixabay

Was sind überhaupt Kelpwälder?

Kelpwälder sind waldähnliche Strukturen von Seetang, die ein funktionierendes und ineinander vernetztes Ökosystem bilden. Entgegen der landläufigen Meinung, Algen seien Pflanzen, handelt es sich bei Algen tatsächlich um eine eigene biologische Zuordnung neben Tieren, Pflanzen und Pilzen. Das Wort Alge kommt vom lateinischen alga und bedeutet Tang oder Seegras. Davon sollte man sich aber nicht verwirren lassen, da Algen nichts mit Seegras zu tun haben. Seegräser sind nämlich Pflanzen, Algen allerdings nicht. Sie unterschieden sich zwar äußerlich nicht stark voneinander, allerdings haben Algen in ihrer Anatomie sowie auf Zellebene deutliche Unterschiede zu Pflanzen aufzuweisen. Algen unterteilen sich in Makro- und Mikroalgen. Mikroalgen sind alle Algen, die mikroskopisch klein sind. Makroalgen hingegen sind alle Algen, die mit bloßen Auge sichtbar sind. Diese großen 60 Meter langen Kelp-Stränge, die man vor Augen hat, wenn man an Kelpwälder denkt, sind Makroalgen.
Kelpwälder sind insbesondere bekannt für ihren großen Artenreichtum. Der nährstoffreiche Seetang zieht viele Kleintiere wie Muscheln, Meeresschnecken und Krebse an. Er dient außerdem kleinen Fischen und Junghaien als sicheres Versteck und Kinderstube. Somit gelten sie nicht umsonst als submarines Gegenstück zu tropischen Regenwäldern wie dem Amazonas-Regenwald.
Kelp
Kelp gehört zu den Makroalgen. © Davie Bicker Pixabay

Was zeichnet Kelpwälder aus?

Das Besondere an Kelpwäldern ist, dass die vielen Arten dort alle miteinander durch Wechselbeziehungen verknüpft sind. Jede Art ist von der anderen abhängig. In einem Ökosystem profitiert jede Art von der anderen. Ein Beispiel für diese Wechselbeziehungen ist die zwischen Buckelwalen und dem Kelpwald vor der Küste Kanadas. Auf der einen Seite düngen die Wale durch ihren nährstoffreichen Kot den Kelp. Damit unterstützen sie das Wachstum des Kelpwaldes und so des Ökosystems. Auf der anderen Seite beeinflusst der Kelpwald das Strömungsverhalten so, dass sich große Mengen an Plankton dort ansammeln. Plankton ist die Hauptnahrungsquelle von Buckelwalen. So profitieren Wal und Ökosystem Kelpwald beide von dieser Symbiose. Es ist sehr wichtig sich der Arten und deren Wechselbeziehungen bewusst zu machen, um das Ökosystem zu verstehen.
Des Weiteren zeichnet Kelpwälder auch durch ihren Einfluss auf abiotische Faktoren wie Nährstoffgehalt, Temperatur oder Strömungsverhalten aus. Dadurch, dass Seetang sehr nährstoffabhängig ist und dem Wasser viele Nährstoffe entzieht, sorgt er gleichzeitig dafür, dass überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser absorbiert werden. Diese regulierende Funktion hilft nicht nur dem Ökosystem Kelpwald, sondern auch allen anderen Ökosystemen der Meere. Außerdem mindert es dadurch die Auswirkungen von Störungen wie Temperaturveränderung, Versauerung usw. Die großen thalli (thallus = Algenkörper) des Seetangs regulieren das Strömungsverhalten und stoppen große Wellen. Damit helfen sie den Küsten, da große Wellen zu Küstenerosion führen können. Küstenerosion bedeutet, dass der Sand oder Boden an den Küsten langsam durch Wind, Wasser oder eben große Wellen abgetragen wird. Küsten wirken normalerweise als eine natürliche Barriere gegen Überschwemmungen und Extremfluten. Wenn sie jetzt erodieren, sind die Wälder, Städte oder Strände, diesen Naturkatastrophen völlig schutzlos ausgeliefert. Kelpwälder haben also nicht nur eine positive Funktion fürs Meer und deren Arten, sondern auch für uns Menschen.
Kelpwald mit Fischen
Kelpwälder sind bekannt für ihren großen Artenreichtum. © National Marine Sanctuaries / Wikimedia Commons

Wieso spielen sie eine Rolle beim Klimaschutz?

Zuerst muss man einmal wissen, dass alle Algen genauso wie Pflanzen Photosynthese betreiben. Algen betreiben Photosynthese allerdings zuerst einmal deutlich effizienter als Pflanzen. Sie können das Licht aufgrund von speziellen Pigmenten besser aufnehmen und verarbeiten. Sie entnehmen der Atmosphäre etwa 4,91 Megatonnen Kohlenstoff, und dass obwohl sie nur etwa 0,3% der Erdoberfläche bedecken. Dazu lagern sie etwa 15 % des aufgenommenen CO2 in den Sedimentschichten des Bodens ab. Dort kann es in der Regel nicht mehr entfliehen und wird über Jahrtausende nachhaltig gespeichert. Das erfolgt meist, wenn Seetang durch Stürme oder durch den Wechsel der Jahreszeiten seine blattähnlichen Wedel abwirft. Das macht sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil der natürlichen CO2-Absorption.

Zwar gelten Algen als resistent, weil sie sich an veränderte klimatische Bedingungen anpassen können. Allerdings trägt der Klimawandel durch seine prognostiziert stark ansteigenden Temperaturen dazu bei, dass immer mehr Kelpwälder absterben. Man kann es quasi mit dem Schmelzen des Eises in der Arktis und Antarktis vergleichen. Der Klimawandel in Form des Temperaturanstiegs sorgt dafür, dass die Kelpwälder, die das Klima durch die CO2 Speicherung normalerweise regulieren und so dem Klimawandel eigentlich entgegenwirken, nach und nach verschwinden. Man kann es als wahren Teufelskreis betrachten.
Wasser und Kelp
Kelpwälder beeinflussen das Strömungsverhalten im Meer. © Serp Pae / Pixabay

Was kann man zur Erhaltung der Kelpwälder beitragen?

Genau deshalb ist es so wichtig, Kelpwälder zu schützen. Doch was kann jeder dazu beitragen? Es gibt nicht die eine optimale Lösung und damit auch keine Musteranleitung. Nun, zuerst einmal kann man aber seine Treibhausgasemissionen reduzieren, also z.B. mal aufs Auto verzichten, klimafreundlichere Produkte kaufen, auf Produkte mit Mikroplastik verzichten oder sich für den Klimaschutz einsetzen, beispielsweise mit Spenden oder durch Sensibilisierung, z.B. durch Weitergabe von Wissen zu Ökosystemen. Schaut doch einfach mal rein bei 4Wildlife – Expedition Ozean! Klimaschutz ist Umweltschutz.
Fellmuster Nepada
Elias Brandt

Schüler

hat für Nepada Wildlife diesen Gastbeitrag verfasst.