Waldbrände: Eine große Gefahr für den Amazonas

Der Amazonas-Regenwald ist der größte tropische Regenwald der Welt und spielt eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem. Doch dieses Ökosystem ist durch verschiedene Faktoren wie Dürren, Abholzung und Waldbrände bedroht, die sich in einem gefährlichen Teufelskreis gegenseitig verstärken.

Die Trockenheit im Amazonasgebiet hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, denn die Trockenzeiten werden immer heißer und länger. Dies begünstigt nicht nur die Entstehung von Waldbränden, sondern beeinflusst auch den Wasser- und CO₂-Haushalt des Regenwaldes. In den Monaten von Juni bis Oktober, die traditionell als Trockenzeit gelten, sinken die Wasserstände im Flusssystem des Amazonas mittlerweile drastisch, manche Flussbetten trocknen sogar ganz aus. Und die Dürreperioden halten immer häufiger bis in die eigentliche Regenzeit im Dezember an.
Die Gründe für diese extremen Trockenheitsphasen sind vielfältig und resultieren aus dem komplexen Zusammenspiel von Klimawandel und dem Klimaphänomen El Niño. Denn El Niño führt zu weniger Niederschlag im Amazonasgebiet, was durch den globalen Klimawandel vermutlich weiter verstärkt wird.

Weniger Wald bedeutet weniger Regen

Ein weiterer Grund für die zunehmende Trockenheit ist die Abholzung des Regenwalds durch den Menschen. Denn dadurch verändern sich die mikroklimatischen Bedingungen, die Wasserverdunstung und die Wasseraufnahme durch Bäume nehmen ab, sodass es zu weniger Wolkenbildung kommt. Es entsteht ein Teufelskreis: Weniger Wald bedeutet weniger Regen und das wiederum bedeutet noch weniger Wald.
Zudem entstehen dort, wo bereits Brände gewütet haben, künftige Dürren. Denn der Regenwald im Amazonas ist nicht an Feuer angepasst, weshalb selbst kleine Brände schwere Folgen haben können: Einmal verbrannte Gebiete erholen sich nicht so schnell und brennen mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut.
Gehen Abholzung, Dürreperioden und Waldbrände in diesem Maße weiter, nähert sich der Amazonas-Regenwald bald einem Kipppunkt. Sollte der Feuchtigkeitstransport weiter ausbleiben, sterben die feuchtliebenden Baumarten ab und andere, trockenheitsresistentere Arten siedeln sich an – oder das Ökosystem verwandelt sich gar zu einer Art Savanne. Dies wäre fatal für das Klima, denn damit würde sich der Amazonas von einer Kohlenstoffsenke zu einer CO₂-Quelle entwickeln.

Gegenmaßnahmen jetzt!

Um diesen bedrohlichen Entwicklungen entgegenzuwirken, müssen wir dringend etwas tun. Abholzung einschränken, umfassende Wiederaufforstung vorantreiben und bestehende Wälder schützen – das sind jetzt entscheidende Schritte. Dafür sind internationale Unterstützung und Kooperation unerlässlich. Eine nachhaltige Handelspolitik kann zudem dazu beitragen, die Belastungen für den Regenwald zu minimieren und gleichzeitig die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung zu schützen.
Denn Klimawandel, Trockenheit und Waldbrände bedrohen nicht nur die Umwelt, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Tenharim, eine indigene Gemeinschaft, die im Amazonas-Regenwald lebt. Ihr indigenes Gebiet, Tenharim Marmelos, liegt im brasilianischen Bundesstaat Amazonas und ist von großer ökologischer Bedeutung. Im Nordwesten grenzt es an indigene Gebiete der Piraha, im Osten und Süden an Naturschutzgebiete. Das macht Tenharim Marmelos zu einer Schutzbarriere für den am besten erhaltenen Teil des Amazonas. Für die Tenharim selbst ist das Gebiet ihre Heimat, der Ort, an dem ihre Traditionen und ihre einzigartige Lebensweise verwurzelt sind. Bereits in 2019 hat der Nepada Wildlife e.V. die Gemeinschaft mit einer großangelegten Spendenaktion unterstützt, um diesen artenreichen Lebensraum zu bewahren.

Daten zeigen das Ausmaß der Brände

Abholzung der Schutzgebiete
Abbildung 1: Karte zu indigenen Gebieten, Schutzgebieten und Abholzung (rote Markierungen) zwischen 2001 bis 2020 Infos zu Geographic data citation: Maps – RAISG (Zugriff: 07.01.24)

Trotz Schutzbemühungen breitet sich die landwirtschaftliche Landnutzung immer weiter aus. Bauern nutzen Lücken zwischen Naturschutzgebieten und indigenen Gebieten, insbesondere im Südosten von Tenharim Marmelos. Hier erfolgte in den letzten zwei Jahrzehnten eine umfangreiche Abholzung (Abbildung 1), die den Wasserkreislauf erheblich stört. In diesem Gebiet lässt sich ablesen, dass einmal verbrannte Gebiete mit höherer Wahrscheinlichkeit erneut in Brand geraten. In Abbildung 2 sehen wir, dass sich die verbrannten Flächen zwischen 2019 und 2021 vor allem im Süden und Osten des Gebiets konzentrieren.
Karte zu verbrannten Flächen im Amazonas
Abbildung 2: Karte zu verbrannten Flächen im Amazonas zwischen 2019 bis 2021 MapaAmazonia_ENG-30.01.2023vfinal.pdf (raisg.org) (Zugriff: 07.01.24)
Die betroffenen Flächen brennen meist zur gleichen Zeit im Laufe des Jahres. Auch in Abbildung 3, die die Waldbrände von 2019 bis 2023 visualisiert, ist das Phänomen zu sehen: Die Punkte der Waldbrände überlagern sich absteigend nach Jahren. Über den gesamten Zeitraum von 2019 bis 2023 wurden über 700 Brände im Tenharim-Gebiet gemeldet. Der Monat mit den meisten Bränden war September (427), gefolgt von Juni (109) und August (96). 2023 war bislang der traurige Höhepunkt der Brände im Tenharim-Gebiet. Es lässt sich jedoch insgesamt kein eindeutiger Trend festmachen. Anstieg und Abfall der Waldbrände variieren, über die einzelnen Monate hinweg gibt es Schwankungen.
Karte zu Waldbränden im Tenharim-Gebiet zwischen
Abbildung 3: Diagramm zu Waldbränden im Gebiet der Tenharim zwischen 2019 2023) Quelle: Daten von https://firecast.conservation.org/data-maps/live-view

Internationale Zusammenarbeit für den Amazonas

Das zeigt, wie unvorhersehbar und bedrohlich die Waldbrandgefahr in diesem Gebiet ist. Deshalb ist es umso wichtiger, international zusammenzuarbeiten, um den Amazonas zu schützen. Nepada Wildlife stand zu diesem Zweck erneut mit den Tenharim im Austausch. Gemeinsam haben wir neue Möglichkeiten zur Brandbekämpfung diskutiert, um die Artenvielfalt zu bewahren und gleichzeitig den Lebensraum der lokalen Bevölkerung zu schützen. Hierzu möchten wir euch schon bald mehr erzählen.
Quellen und Links:
Nicole Habersack
Nicole Habersack

aus dem Nepada Wildlife Team

Geodätin, die die Erde anhand von Satellitenbildern betrachtet