Monteverde
Ich beginne mit meiner Reise durch Costa Rica in Monteverde. Monteverde liegt etwa 170 km nordwestlich von der Hauptstadt San José, in der ich am frühen Nachmittag lande. 170 km klingt für deutsche Verhältnisse erstmal nicht viel, doch, obwohl die Straßen hier gut ausgebaut sind, braucht man mit dem Auto für die Strecke gut 3 – 4 Stunden, je nach Wetterlage. Zufällig sitzt neben mir im Flugzeug Thomas, ein netter Berliner, der für einige Tage mit seinen Kids durch Costa Rica reist und sich auf dem Flug spontan ebenfalls dazu entscheidet, seinen Trip in Monteverde zu starten. Zu meiner Überraschung und Freude bietet er mir an, mich im Mietauto mitzunehmen. Dankbar schließe ich mich meiner neuen Reisegruppe an.
Wir werden von strömendem Regen in San José empfangen. Es blitzt und donnert so heftig, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Costa Rica sieht anders aus als Guatemala. Vor allem die Hauptstadt ist geprägt vom US-Amerikanischen Einfluss: Zahlreiche Fast Food Restaurants reihen sich aneinander, dicke Autos warten an den Ampeln, alles scheint modern und fortschrittlich. Nur der zähe, chaotische Verkehr kommt mir aus den anderen Ländern Zentralamerikas bekannt vor.
Als wir spät abends ankommen, ist es schon dunkel und ich suche mir noch schnell ein Hostel für die Nacht. Es ist unerwartet kalt hier oben im Norden. Monteverde liegt etwa 1400 – 1700 m über dem Meeresspiegel und, wie ich später erfahre, sind die dadurch entstehenden klimatischen und geologischen Bedingungen Grundlage für die enorme Artenvielfalt und einzigartige Vegetation. Die Monteverde-Region gehört zu den bekanntesten Naturschutzgebieten der Tropen der Neuen Welt. Über 400 verschiedene Vogelarten, Schmetterlinge und 100 verschiedene, zum Teil vom Aussterben bedrohte, Säugetierarten sind hier zu finden. Das muss man sich erstmal vorstellen, bei einem so kleinen Land – vergleichbar mit Belgien.
Aufgeregt schlüpfe ich am nächsten Morgen um 6 Uhr in meine Dschungelklamotten, schlage mir den Bauch mit »Gallo Pinto« voll (dem typischen Costa-Ricanischen Frühstück bestehend aus Reis, Bohnen, Rührei und einem Stück weißem Käse) und mache mich auf den Weg nach »Selvatura«, einem riesigen privaten Naturschutzgebiet im Herzen der Monteverde-Nebelwaldregion. Es handelt sich hier um Nebelwald, da wir uns in einer Höhenlage von über 1.400 m befinden, besonders nebelig ist es gerade aber nicht. Ich treffe David, ein einheimischer Biologe, Ornithologe, Tour Guide und mittlerweile guter Freund von mir. Er kann mir alles über den Wald, die Tier- und Pflanzenwelt und die Besonderheiten der hier herrschenden klimatischen Bedingungen erklären.
In Selvatura gibt es nahezu unberührten Bergnebelwald, der sich durch dichten Bromelien- und Moosbewuchs der Bäume auszeichnet. Eine Besonderheit des Reservats sind die zahlreichen Hängebrücken, von denen aus man bis zu 160 m hoch auf die Baumkronen des Naturparadieses blicken kann. Ich bin hin und weg von den wunderschönen Ausblicken auf den dichten, immergrünen Wald. Da das Wetter heute mit seinem strahlenden Sonnenschein eher untypisch ist, genieße ich jede Minute. Ein schönes Gefühl, endlich wieder im Regenwald unterwegs zu sein. Ich sauge Gerüche und Geräusche tief ein, freue mich über jeden bunten, noch so kleinen Vogel und halte sogar inne, um die emsigen Blattschneideameisen zu fotografieren. Und das Beste: Hier gibt es einfach keine Mücken! Dafür sind wir zu hoch in den Bergen.
HANNAH EMDE
Autorin, Gründerin und 1. Vorsitzende des Vereins
berichtet von ihren Einsätzen als Tierärztin in internationalen Artenschutzprojekten
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