Soja besser als sein Ruf?

Soja – besser als sein Ruf?

Soja
„Das interessiert mich nicht die Bohne“ lautet eine Redewendung. Doch gerade fĂŒr den Erhalt der Artenvielfalt kann eine kleine Bohne oft große Auswirkungen haben. Spricht man zum Beispiel ĂŒber Soja, denken viele an genverĂ€nderte Monokulturen und gerodete RegenwĂ€lder in SĂŒdamerika. Und das entspricht leider grĂ¶ĂŸtenteils der RealitĂ€t. Vor allem in Brasilien muss der Regenwald fĂŒr die Produktion von Soja weichen. Das Land hat seine AnbauflĂ€chen fĂŒr Sojapflanzen seit 2000 um 160% gesteigert. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass sie in der Rangliste der weltweit grĂ¶ĂŸten Sojaproduzenten an der Spitze stehen. Doch was ist dran am schlechten Ruf der Sojabohne?

Food
for Thought

Die Sojabohne zeichnet sich durch einen sehr hohen Eiweißgehalt aus und ist eine super Proteinquelle. Außerdem enthĂ€lt sie viele mehrfach ungesĂ€ttigte FettsĂ€uren, sodass sie sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken kann. Auch das GerĂŒcht, dass Soja unfruchtbar macht bzw. Brustkrebs fördert kursiert schon seit lĂ€ngerer Zeit in den sozialen Medien. Grund hierfĂŒr sind Isoflavone. Sie gehören zu den sekundĂ€ren Pflanzenstoffen der Sojabohne und sind strukturell dem Östrogen sehr Ă€hnlich. Die Bindung an Östrogenrezeptoren im Körper wurden in Versuchen an Zellkulturen von Schweinen nachgewiesen. Mehrere Studien* zeigen jedoch, dass der Konsum von Sojaprodukten in adĂ€quaten Mengen keinerlei negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. TatsĂ€chlich gibt es bereits Nachweise dafĂŒr, dass ein moderater Konsum von naturbelassenen Sojaprodukten das Risiko fĂŒr Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senkt. Unter naturbelassenen Produkten versteht man zum Beispiel Tofu und Tempeh. Uns sollte also bewusst sein, dass ein hochverarbeitetes Produkt wie zum Beispiel ein Burgerpatty auf Sojabasis nicht per se gesund ist. Die Ökobilanz spricht jedoch ganz klar fĂŒr solche Fleischalternativen. Entgegen vieler Vermutung landet nur ein Bruchteil direkt auf dem Teller der Menschen. Nur 2% der weltweiten Sojaernte wird vom Menschen in Form von Sojaprodukten wie Tofu oder Sojamilch gegessen. 18% landen als Sojaöl in Convenience-Produkten, in Biotreibstoffen oder Kosmetikprodukten. Der Löwenanteil von 80% wird an unsere Nutztiere verfĂŒttert und dient so der Fleisch-, Milch- und Eierproduktion. FĂŒr die großflĂ€chige Abholzung der RegenwĂ€lder ist also nicht der zunehmende Trend zur vegetarischen oder veganen ErnĂ€hrung verantwortlich, sondern die großen Mengen an Futtermittel, die fĂŒr unsere Nutztiere und die Fleischproduktion benötigt werden.
Regenwald
Sojapflanze
Soja-Pflanze © Kelly Sikkema on Unsplash
Tenharim Brasilien
Der junge Tenharim-Krieger MadarejĂșwa. ©Thomas Fischermann

Die
Preisfrage

Den Amazonas-Regenwald und seine Bewohner setzt besonders der enorme FlĂ€chenbedarf des Soja-Anbaus zu. Streichen oder reduzieren wir tierische Produkte auf unserem Speiseplan, können wir weiteren Rodungen entgegenwirken. Vor allem vegetarisch und vegan lebende Menschen greifen gerne auf Sojaprodukte wie Tofu oder Sojamilch als Ersatz zurĂŒck. Ist dies jedoch wirklich die bessere Variante? Generell kann man sagen, dass pflanzliche Alternativen gegenĂŒber den tierischen Produkten eine deutlich bessere Ökobilanz aufweisen. Zu diesem Schluss kam man nach einer groß angelegten Studie des Bundesumweltamtes. Demnach werden fĂŒr ein Kilo pflanzenbasierten Fleischersatz 2,8 kg Treibhausgase ausgestoßen. FĂŒr Schweine liegt der Wert bei 4,1 kg und bei Rindern sogar bei 30,5 kg Treibhausgasen pro produziertes Kilo Fleisch. Auch der Verbrauch von SĂŒĂŸwasser und nutzbarer LandflĂ€che ist unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig hoch bei der konventionellen Viehhaltung.
Faultier Brasilien

Zum
Mitnehmen

Tempeh, Sojamilch und veganes Hackfleisch tragen nicht die Schuld fĂŒr die verheerenden Brandrodungen in SĂŒdamerika. Generell sollte man aber auch beim Kauf von Sojaprodukten versuchen auf RegionalitĂ€t zu achten und die Zutatenliste studieren, denn nicht jedes Sojaprodukt ist gesund. Vor allem bei Convenience-Produkten wird daher zu einem gemĂ€ĂŸigten Konsum geraten. TatsĂ€chlich gibt es auch regionale Alternativen in Europa. In warmen Gebieten, wie der Donau-Region, wird bereits Soja angebaut. Die Mengen von europĂ€ischem Soja sind jedoch verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig noch sehr gering, nehmen jedoch in den letzten Jahren stetig zu. Sojaprodukte, die von deutschen, österreichischen oder schweizerischen Unternehmen produziert werden, enthalten bereits heute mindestens 90% Soja aus europĂ€ischem Anbau. Die restlichen 10% stammen aus anderen Anbaugebieten wie zum Beispiel Nordamerika.

Weitere Vorteile der europĂ€ischen Eigenproduktion sind, neben den deutlich verkĂŒrzten Lieferwegen, die verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig hohen Auflagen beim Anbau. Die Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards ist verpflichtend und wird regelmĂ€ĂŸig ĂŒberprĂŒft. Zudem dĂŒrfen keine gentechnisch verĂ€nderten Pflanzen angebaut werden. Ein guter Grund, warum „die Bohne“ einen eben doch interessieren sollte.
Saskia Becker
Saskia Becker

aus dem Nepada Wildlife Team

gibt hier Impulse zu Artenschutz im Alltag

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