Hai Walter Torres Pexels

Haie und Rochen: Unsere Helfer im Meer

Bei Haien denken die meisten Menschen an den Großen Weißen oder den Tigerhai. Doch es gibt über 500 Arten. Wer kennt schon den in der Tiefsee lebenden Koboldhai oder den über Land „gehenden“ Epaulettenhai? Zusammen mit den circa 630 Arten von Rochen und den etwa 55 Arten von Seekatzen zählen sie zu den Knorpelfischen. Diese Tiergruppen sind unverzichtbar für die marinen Ökosysteme, doch immer mehr Arten befinden sich am Rand der Ausrottung.

Hai Walter Torres Pexels
© Walter Torres / Pexels

Die faszinierende Vielfalt der Knorpelfische

Ihr Stammbaum reicht bis zu 450 Millionen Jahre zurück. In dieser Zeit konnte sich eine große Vielfalt entwickeln, die sich auch in ihren Lebensräumen, Größe und Verhalten wiederspiegelt. Von lichtdurchfluteten Korallenriffen bis in die Tiefsee, von der Küste bis zur Hochsee, von den Tropen bis in polare Regionen, Haie und Rochen besiedeln alle Bereiche der Weltmeere. Einige Arten leben sogar im Süßwasser. Der größte Hai, der Walhai, wird bis zu 20m lang. Der kleinste, der Zwerg-Laternenhai nur 16-20cm. Ein weiterer Rekord: Der Grönlandhai kann bis zu 500 Jahre alt werden und ist damit das älteste Wirbeltier des Planeten.

Bei den Rochen wird der Kleinste nur 15cm und der Größte, der Riesenmanta, hat eine Spannweite von 7 Metern. Es gibt nicht nur Jäger, sondern auch sogenannte Filtrierer. Diese Arten, wie der Riesenmanta oder der Riesenhai, schwimmen mit geöffnetem Maul durchs Wasser und filtern Plankton oder Krill aus dem Wasser. Während die meisten Rochen und Haie frei im Meer schwimmen, gibt es auch einige, die am Meeresboden leben und dort auf die Jagd gehen. So zum Beispiel der Fransen-Teppichhai, der mindestens genauso dekorativ aussieht wie der Name klingt.
Fransenteppich-Hai - Tom Fisk / Pexels
Fransenteppich-Hai © Tom Fisk / Pexels

Bedeutung der eleganten Jäger

Ihre Vielfalt und Anpassungsfähigkeit macht sie zu wichtigen Arten im Ökosystem Meer. Haie und Rochen nehmen eine Schlüsselposition ein, denn sie kontrollieren die Anzahl anderer Arten und halten so deren Bestände gesund, da sie alte und kranke Tiere fressen. Mit ihrem Speiseplan sorgen sie für ein besseres Gleichgewicht.
Blaupunktrochen - Daniela Schlag
Blaupunktrochen in Ägypten © Daniela Schlag
Denn sie fressen Arten, die sonst bei zu großer Anzahl Korallenriffe oder andere Ökosysteme beschädigen oder zerstören würden, ebenso invasive Arten. Auf Grund von Wanderungen vieler Hai- und Rochenarten verteilen sie durch ihre Ausscheidungen Nährstoffe über einen größeren Bereich. Durch diese Funktionen bleiben die Ökosysteme intakt.

Das führt auch dazu, dass Menschen davon profitieren: Zum einen natürlich die Fischerei für Nahrungserwerb oder Verkauf, zum anderen im Tourismus. Denn viele Menschen besuchen Riffe oder tauchen, um Haie und Rochen zu sehen. Ein weiterer Punkt ist der Küstenschutz. Intakte Korallenriffe oder Mangrovenwälder sind wirksame Barrieren gegen Stürme und Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. All dies wird durch die Anwesenheit von Haien und Rochen sichergestellt. Doch genau das alles ist nun in Gefahr. Seit vielen Jahren warnen Wissenschaftler*innen bereits von den Folgen, den der sinkende Bestand haben könnte. Denn die eleganten Jäger sind eine Schlüsselart und dafür verantwortlich die Nahrungskette im Gleichgewicht zu halten.

Wieso Haie und Rochen bedroht sind

Viele Arten von Haien und Rochen sind massiv vom Aussterben bedroht (laut IUCN etwa ein Drittel). Hauptursache ist die massive Fischerei. So werden schätzungsweise 100 Millionen Haie und Rochen jedes Jahr getötet. Sie dienen als Nahrung, Knorpel und Leberöl werden in der Pharma- und Kosmetikindustrie verwendet. Zudem wird ihre Haut als Leder genutzt. Das wohl bekannteste Beispiel ist das Finning. Hier werden den Haien bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten und die Tiere wieder ins Meer geworfen. Dort verenden sie qualvoll. Die Flossen werden dann vor allem auf dem asiatischen Markt angeboten und zu Haifischflossensuppe verarbeitet. Diese gilt als Statussymbol und soll Wohlstand anzeigen. Auch die EU exportiert laut der Deutschen Stiftung für Meeresschutz jährlich rund 3500 Tonnen an Hai-Flossen.

Die Zerstörung von Lebensräumen ist eine weitere Bedrohung für Haie und Rochen. Mangrovenwälder, wichtige Kinderstuben vieler Arten, werden abgeholzt um Siedlungen oder Shrimp-Farmen zu bauen. Durch die Grundschleppnetze wird der Meeresboden zerstört und Korallenriffe geschädigt. Gleichzeitig setzen Klimawandel, Versauerung und Verschmutzung der Ozeane, erhöhter Stickstoffeintrag durch intensive Landwirtschaft, Rohstoffabbau und massiver Tourismus vielen Riffen zu, so dass sie zerstört oder massiv geschädigt sind. Viele Haie und Rochen verlieren dadurch ihren Lebensraum und ihr Jagdrevier. Da auch einige Rochenarten im Süßwasser leben, ist die Zerstörung oder Verschmutzung von Flüssen ein zusätzliches Problem. Dies betrifft vor allem die vielen Arten von Sägerochen. Zusammen mit den Geigenrochen sind sie die wohl am stärksten bedrohten Rochenfamilien.

Eine weitere Herausforderung vieler Arten ist ihre geringe Reproduktionsrate. Das heißt, sie werden spät geschlechtsreif oder bekommen nur wenige Nachkommen. Das wohl extremste Beispiel ist der Grönlandhai, der erst mit rund 150 Jahren geschlechtsreif wird. Das hat zur Folge, dass sich viele Populationen nur langsam erholen können.
Teufelsrochen im Sprung
Teufelsrochen im Sprung © Norman Schöne

Besserer Schutz für unsere Meere

Doch es gibt auch Hoffnung. Der November 2022 könnte einen Wendepunkt im Hai- und Rochenschutz markieren. Auf der Weltartenschutzkonferenz CITES wurde ein Beschluss gefasst, dass in Zukunft 90% aller international gehandelten Hai- und Rochenarten besser geschützt werden sollen. Zuvor waren es nur 20%. Zudem wurden 60 Hai-Arten zum ersten Mal international unter Schutz gestellt. Darunter verschiedene Arten von Hammerhaien und der stark befischte Blauhai. Auch die stark gefährdeten Geigenrochen stehen noch zur Diskussion. Ähnlich bedeutend könnte der März 2023 sein. Hier vereinbarten die Vereinten Nationen nach jahrelangen Verhandlungen ein Abkommen zum Schutz der Hochsee. Der Plan rund 30% dieser Gewässer zu schützen ist mittlerweile auch formell beschlossen.

Seit Juni 2023 ist in den USA und Großbritannien der Handel mit Haiflossen gesetzlich verboten. Hier muss die EU noch nachziehen. Auch Fidschi führte 2019 ein Import- und Exportverbot für Haiflossen ein. Bei all diesen Maßnahmen bleibt zu hoffen, dass diese auch effizient durchgesetzt werden. Doch sie sind auf jeden Fall wichtige Schritte und Grundlagen zu einem effektiven Schutz von Rochen, Haien und dem gesamten Ökosystem Meer. Auch jede*r Einzelne kann zum Schutz etwas beitragen. Zum Beispiel durch einen Verzicht auf Hai- und Rochenprodukte. Hier sind es vor allem als Seestör oder Schillerlocke getarnte Produkte. Auf sozialen Medien kann man Hai-Sichtungen melden. Denn je mehr man über die Tiere weiß, desto besser können sie geschützt werden.
Elpis Joan CREMA
Joan Elpis von der Meeresschutzorganisation CREMA (c) EcoDriversCR.com / CREMA.ORG
Auch Nepada Wildlife hat sich bereits für den Schutz von Haien engagiert. In Costa Rica haben wir die Meeresschutzorganisation CREMA, die vor der Pazifikküste an Bullenhaien forscht, mit euren Spenden unterstützt. Mehr erfahrt ihr im Bereich Projekte.

Quellen und weitere Informationen

Norman Schöne Team
Norman Schöne

aus dem Nepada Wildlife Kommunikationsteam

arbeitet in der Landwirtschaft, ist besonders fasziniert von Fledermäusen und überall auf der Welt Wildlife zu erleben