Fledermaus

Ist Batman ein bad man?

Fledermaus
(c) Paige Cody/Unsplash
Fledermäuse haben seit jeher einen düsteren und mystischen Ruf. Sie werden mit Blutsaugern in Verbindung gebracht, mit Graf Dracula und Transsilvanien. Manch einer findet sie faszinierend, andere wiederum unheimlich. Doch seit Corona haben Fledermäuse ein ganz neues Image-Problem. Was ist dran an der Angst? Ist Batman nun unser düsterer Held im Untergrund oder doch einfach nur ein »bad man«?
Blutig mögen es nur die wenigsten: Von den über 1.400 verschiedene Fledermausarten saugen lediglich 3 tatsächlich Blut. Sie werden passenderweise als Vampirfledermäuse bezeichnet und leben ausschließlich in Mittel- und Südamerika. Das Erstaunliche an ihnen ist, dass Vampirfledermäuse ihre Nahrung mit alten und kranken Tieren teilen. Ist eine Fledermaus nicht mehr in der Lage, selbst auf Beutefang zu gehen, versorgen ihre Angehörigen sie mit Blut. Selbst nicht verwandte Tiere werden gefüttert. Hier gehört es dann zum guten Ton, sich auf andere Weise zu revanchieren, zum Beispiel durch gegenseitige Fellpflege. Ganz schön sozial, oder? Und wenn eine Vampirfledermaus erkrankt, hält sie sich selbständig von der Gruppe fern, um keinen anderen zu infizieren. Die Fledermaus hat also schon lange vor uns mit »Social Distancing« angefangen.
Fledermäuse
70% aller Fledermäuse ernähren sich von Insekten, 29% von Früchten und Nektar und nur knapp 1% von Blut.
Fledermäuse hängen kopfüber von den Bäumen, damit sie so wenig Energie wie möglich verbrauchen.

Vegane Regenwaldretter

Manche tropischen Arten leben sogar rein vegan von Früchten und Blütennektar. Damit übernehmen sie auch eine wichtige Rolle für das Ökosystem Wald. Durch das Nektarsammeln an mehreren Pflanzen arbeiten sie als Bestäuber, wie die Bienen bei uns, nur flauschiger. Wenn sie die Früchte fressen und an anderer Stelle wieder ausscheiden, wachsen an dieser Stelle neue Pflanzen aus den hinterlassenen Samen. Einige Pflanzen locken die Fledermäuse sogar gezielt an, weil sie auf ihre Hilfe angewiesen sind. Viele Blumen locken ihre Bestäuber durch knallige Farben an, allerdings funktioniert das nur bei tagaktiven Tieren. Einige Pflanzen arbeiten mit intensiven Gerüchen, die die Fledermaus auch bei Nacht gut wittert. Eine Pflanze geht sogar noch einen Schritt weiter: Die Marcgravia evenia hat ein speziell geformtes, senkrecht stehendes Blatt, dass die Echorufe der Fledermaus wie eine Satellitenschüssel reflektiert. So findet die Fledermaus sie im Handumdrehen und bestäubt drauf los.
Fledermausflug
Manche tropischen Arten arbeiten als Bestäuber, wie die Bienen bei uns. (c) Zdenek Machacek on Unsplash
WeiĂźe Gespenstfledermaus (Costa Rica)

Fliegender MĂĽckenschutz

Alle europäischen Fledermausarten ernähren sich von Insekten, manche zusätzlich noch von Spinnen. Dabei hat jede Art ihre bestimmte Lieblingsbeute. Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) zum Beispiel frisst am liebsten Mücken – und zwar bis zu 1.000 pro Nacht! Kaum vorstellbar, welche Mückenplagen es ohne Fledermäuse gäbe. Damit dienen sie außerdem als sogenannte Bioindikatoren: Je mehr Fledermausarten und -individuen in einem Ökosystem vorkommen, desto gesünder ist es. Die Qualität und Diversität von Pflanzen und Gewässern spiegelt sich nämlich in der Anzahl verschiedener Insekten wider – und damit auch in denen der Fledermäuse. Umgekehrt kommen Schutzmaßnahmen, die für Fledermäuse ausgerichtet sind, gleichzeitig vielen anderen Tier- und Pflanzenarten zugute.

Leider sind nahezu alle Fledermausarten bedroht, alle europäischen stehen unter strengem Schutz. Es gibt viele Risiken für Fledermäuse, an erster Stelle stehen Windkraft, Straßenverkehr und Hauskatzen. Bei den Planungen von Windparks und neuen Autobahnen müssen mittlerweile große Voruntersuchungen stattfinden, um nicht in Jagdgebieten der geschützten Fledertiere zu bauen oder Winterquartiere und Wochenstuben zu stören. Windenergieanlagen werden mit einem sogenannten fledermausfreundlichen Betriebsalgorithmus betrieben, der automatisch abschaltet, wenn für Fledermäuse ideale Flugbedingungen gemessen werden. Nur für die Gefahr durch Hauskatzen gibt es bisher keine Lösung. Sie fangen Fledermäuse nicht als Nahrungsquelle, sondern auf Grund ihres Jagdtriebes. Daher reißen sie viel mehr Tiere, als es in der freien Wildbahn der Fall wäre. Häufig töten sie ihre Beute nicht direkt, sondern spielen mit ihnen und lassen schließlich die verletzten Tiere sterbend zurück. Vor allem trächtige und säugende Muttertiere wie auch noch unerfahrene Jungtiere fallen ihnen zum Opfer, da diese weniger schnell und wendig fliegen können. Leider handelt es sich bei diesen Tieren aber um genau jene, die den Fortbestand der Population sichern.

Ist Batman Schuld an der Pandemie?

Fledermäuse haben nicht die Absicht, uns zu verletzen oder zu infizieren. Sie werden genauso krank wie wir alle. Durch Zoonosen (auf den Menschen übertragbare Krankheiten) können diese leider auch für uns ein Problem werden. Neben Covid-19 ist die gefährlichste vor allem die Tollwut. In der Regel kommt eine Fledermaus aber gar nicht erst in die Situation, uns Menschen zu beißen. Denn sie sind auch Meister Ausweichen. Wer ein verletztes Tier finden, sollte die Tiere bitte nur mit dicken Arbeitshandschuhen anfassen. Das schützt vor den kleinen Zähnchen und die Fledermaus vor unserem menschlichen Geruch, der ihre Koloniemitglieder abschreckt. Besser noch wäre es, sie mit einem Stock o.ä. in einen Karton zu befördern. Es handelt sich immer noch um Wildtiere und die wehren sich, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Das ist völlig normales Verhalten und nicht die Schuld des Tieres. Wenn man die Wildtiere mit Abstand und Respekt behandelt und nicht gerade Fledermaussuppe zum Abendbrot verzehrt, ist man in Deutschland nicht durch Fledermäuse gefährdet.
Tarnung
Perfekte Tarnung

Was können wir für Fledermäuse tun?

  • Im Garten oder auf deinem Balkon nachtblĂĽhende und stark nektarhaltige Pflanzen platzieren, die Fledermäuse anziehen. Eine Liste passender Pflanzen gibt es hier https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/aktiv-fuer-fledermaeuse/11241.html
    • Noch besser: Ein Garten mit Teich! Denn kleine Gewässer ziehen Insekten magisch an, und damit auch die Fledermäuse. Je strukturreicher die Umgebung, desto wohler fĂĽhlen sich die Fledermäuse.
    • Nistkästen in Garten und am Balkon aufhängen. Es gibt spezielle Kästen extra fĂĽr Fledermäuse, die man auch ganz einfach selbst bauen kann. Oft quartieren sie sich aber auch in Vogelhäusern ein, solange die Einflugöffnung nicht zu groĂź ist. Fledermäuse mögen es kuschelig!
    • Aufräumen wird ĂĽberbewertet und ist nicht immer tierfreundlich. Viele Fledermäuse nutzen Gebäudespalten oder Dachgiebel als Quartier. Häufig findest du sie auch unter Regenrinnen, in Holzstapeln, unter Wellblechdächern und so weiter. Wen also der Putzdrang erwischt: bitte vorher einmal nachschauen, damit nicht aus Versehen ein kleines Zuhause zerstört wird.
    • Verzicht auf Pestizide, Insektizide und chemischen DĂĽnger. Unser Balkon oder Garten ist ein kleines Ă–kosystem und was wir in die Erde oder auf unsere Pflanze sprĂĽhen, nehmen Insekten in sich auf und landet letztendlich im Magen von Fledermäusen, Vögeln oder Eichhörnchen.
    Fellmuster Nepada
    Sophie

    aus dem Nepada-Team arbeitet als Biologin beruflich mit Fledermäusen und hat diese faszinierenden Fakten für uns zusammengestellt.

    Unsere „Artenschutz to go”-Beiträge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern geben lediglich Impulse für einen bewussteren und nachhaltigeren Umgang mit unserem Planeten. Gemeinsam können wir vieles besser, aber auch nicht sofort alles richtig machen. Möchtet ihr weitere Informationen zu diesem Thema mit uns teilen? Oder habt ihr kritische Anmerkungen? Dann schreibt uns gerne in den Kommentaren.