Nebelwald

Der Nebelwald

Nebelwald
Es herrscht eine ganz besondere Stimmung, als ich den Nebelwald von Santa Elena betrete. Ein grünes Paradies: gigantische Bäume, deren Stämme von Moos bewachsen sind. Von den Ästen hängen große, mir unbekannte Früchte. Sträucher, Farne und Flechten soweit das Auge reicht, sind zu sehen und Lianen hängen von den Bäumen. Nebelschwaden steigen zwischen den Pflanzen empor, es tropft von den Baumkronen und Vogelstimmen ertönen aus allen Himmelsrichtungen. Ein magischer Ort. Schweigend und staunend stapfe ich durch das Grüne Dickicht.
Foto Nebelwald
Sträucher, Farne und Flechten soweit das Auge reicht, Lianen hängen von den Bäumen. @Hannah Emde
Das Biosphärenreservat Santa Elena im Norden Costa Ricas erstreckt sich über 310 Hektar und ist seit 1992 anerkanntes Schutzgebiet. Die Einnahmen aus den Eintrittsgebühren, geführten Touren und des Souvenirshops werden in die Pflege und den Unterhalt des Reservates investiert und kommen der lokalen Schule zugute, um Kurse für Umweltschutz, Biologie und Ökotourismus zu finanzieren. Ein guter Ansatz für den nachhaltigen Tourismus, wie ich finde.
Außerdem versuchen die Reservate in Monteverde, in Zukunft auch das an die Schutzgebiete angrenzende Farmland zu erwerben und zur Wiederaufforstung zu nutzen. Das Ziel ist es, einen Schutzkorridor (Biotopverbund) zu bilden, der die unterschiedlichen Waldstücke verbindet und hinab bis zu den niedrigeren Höhenlagen reicht. Denn viele der hier heimischen Wildtiere wie z.B. der Quetzal Vogel, Pumas, Jaguare, Ozelote und Rehe benötigen große Territorien, um überleben zu können. Die Schutzkorridore ermöglichen den Tieren ein Wandern zwischen den verschiedenen Zonen des Schutzgebietes und der Umgebung.
Nebelwald gibt es nur in den Höhenlagen von tropischen Gebirgen und ist ein ganz besonderes Ökosystem mit einem eigenen Klima. Durch die feucht-kühle Witterung ist der Nebelwald fast immer in Wolken oder Nebel eingehüllt, was durch Kondensation an den Pflanzen die Niederschlagsmenge steigert. Die Vegetation wird bestimmt durch hohe Baumfarne und die mit Epiphyten- und Moosbewachsenen Bäume.

Die Bergnebelwälder von Costa Rica gehören zu den artenreichsten Biotopen der Welt.

Sie gehören zu den Hotspots der Biologischen Vielfalt. 2.500 verschiedene Pflanzenarten wurden hier im Nebelwald von Monteverde gezählt. Unter und auf dieser dichten Pflanzendecke leben rund 425 Vogel-, 490 Schmetterlings- und 100 Säugetierarten, sowie unzählige Reptilien, Amphibien und Insekten. Viele Arten sind hier endemisch, kommen also nur in den Bergnebelwäldern Costa Ricas vor. Leider zählt der Nebelwald zu den gefährdetsten Landökosystemen der Erde. Eine der größten Bedrohungen für diesen sensiblen Lebensraum stellt der Klimawandel dar. Darüber lerne ich in den nächsten Tagen noch einiges.
Schutzraum Nebelwald
Unter und dieser dichten Pflanzendecke leben rund 425 Vogel-, 490 Schmetterlings- und 100 Säugetierarten.
Als ich mit meinem Begleiter an einen Bach komme, wir unsere Wasserflaschen auffüllen und eine kurze Rast einlegen, versuche ich, mir alles genau einzuprägen: die gigantischen Bäume, die feuchte, frische Luft, die mir so fremden und wunderschönen Pflanzen, das Plätschern des Flusses und den Gesang der Vögel. Mir geht das Lied »Youth« von Daughter durch den Kopf. Leise summend wandere ich weiter die Berge hoch und runter, klettere über umgestürzte Bäume, blicke in erschrockene Eichhörnchen Augen und halte Ausschau nach dem Puma.
Hannah im Nebelwald
Ich versuche die vielen Eindrücke des Waldes zu verarbeiten
Regenwald
Gigantische Bäume, die feuchte, frische Luft, die mir so fremden und wunderschönen Pflanzen, das Plätschern des Flusses und den Gesang der Vögel ©Hannah Emde
Nebelwald

»And if you’re still breathing,
you’re the lucky ones.
Cause most of us are heaving
through corrupted lungs.
Setting fire to our insides for fun
Collecting names of the lovers that went wrong. «

– Daughter

Hannah im Nebelwald
Portrait Hannah Emde
HANNAH EMDE

Autorin, Gründerin und 1. Vorsitzende des Vereins

berichtet von ihren Einsätzen als Tierärztin in internationalen Artenschutzprojekten