Mit Artenschutz gegen die nächste Pandemie

Irgendwo im Fernen Osten treffen eine Fledermaus, ein Schuppentier und ein Mensch aufeinander. Eine banale Nachricht, die hier in Europa normalerweise niemanden interessiert hätte. Wäre nicht kurz darauf das Leben, wie wir es kennen, zum Stillstand gekommen. Das Coronavirus (SARS-CoV-2) hat wahrscheinlich genau diesen Weg genommen, um auf uns Menschen überzuspringen.

Das Risiko der Zoonosen

Das Coronavirus ist eine Zoonose, das heißt eine Krankheit, die von Tieren auf Menschen und andersherum übertragen werden kann. Entwicklungsgeschichtlich entstammen auch wir Menschen dem Tierreich. Deshalb ist nicht verwunderlich, dass Krankheitserreger existieren, die uns gleichermaßen infizieren können. Während das Coronavirus bei uns Menschen zu schweren Krankheitsverläufen führt, gibt es auch viele Krankheitserreger, die von Menschen auf Haus- und Wildtiere übertragen werden und dort schwere Auswirkungen haben können. Gerade die Wildtiere im Urwald sind, neben dem Lebensraumverlust, besonders durch Zivilisationskrankheiten des Menschen gefährdet. Während wir also damit beschäftigt sind, die zweite Welle zu brechen und über Impfungen zu diskutieren, ist die drängendste Frage noch gar nicht beantwortet: Wie können wir verhindern, dass der Ausbruch einer solchen Pandemie wieder passiert?

Wildtiere praktizieren Social Distancing – wenn man sie lässt

Schließlich waren es nicht die scheuen Wildtiere, die den Mindestabstand nicht eingehalten haben. Wir Menschen haben dafür gesorgt, dass sich diese für das Virus hoch attraktiven Wirte überhaupt so nah kommen konnten. Die Verantwortung auf einen Wildtiermarkt in China zu schieben, ist jedoch zu kurz gesprungen. Dieser Ort ist nur einer von unzähligen, an denen es uns schwerfällt, die Distanz zu wahren. Überall auf diesem Planeten dringen wir in fremde Lebensräume vor. Nicht selten getrieben von einem Essens- oder Einkaufswunsch, den wir im fernen Westen geäußert haben. Wir machen uns angreifbar. Für neuartige Krankheit wie COVID-19 sind wir der Bus, der sie aus ihrem abgelegenen Fleckchen endlich ins Zentrum des Geschehens bringt. Und an genau diesen Stellen wird Artenschutz künftig mehr denn je zum Menschenschutz.

Die nächste Krise stoppen bevor sie passiert

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES warnt in einer jüngst veröffentlichten Studie, dass Pandemien in Zukunft noch häufiger auftreten könnten. Die Auswirkungen auf unser Leben und die Wirtschaft könnten dabei sogar noch drastischer ausfallen. Eine Aussicht, die keinem von uns gefallen dürfte. Doch den Kopf in den Sand stecken hilft ebenso wenig, wie mit einem Schild auf die Straße zu gehen und das Ende der Pandemie zu fordern. Unser Einsatz ist an anderer Stelle gefragt. In der Politik bewegt sich etwas und das gilt es zu unterstützen. Die Experten der Studie fordern Naturschutz (hier als Lebensraumschutz verstanden) als Prävention. Dazu zählen Maßnahmen zum Klimaschutz und gegen den Flächenfraß sowie zum Erhalt der Artenvielfalt, aber auch der Kampf gegen den unregulierten internationalen Wildtierhandel. Darüber hinaus brauchen wir neue Ideen für eine nachhaltige Landnutzung, in der wir Menschen nicht in Konkurrenz zu anderen Arten stehen, sondern ein Miteinander schaffen. Natürlich sind dafür auch große Investitionen nötig. Doch verglichen mit den Kosten einer Pandemie ist der Preis für die Vorbeugung deutlich geringer.

Artenschutz als Entdeckungsreise

Wir vom Nepada Wildlife e.V. unterstützen hier nicht nur mit unseren internationalen Artenschutz-Projekten. Wir möchten euch künftig auch Wege aufzeigen, wie ihr im Alltag und bei euren täglichen Konsumentscheidungen einen Beitrag leisten könnt. Wir lassen uns zusammen auf das Abenteuer Artenschutz ein und nehmen durch unsere Bildungsprojekte selbst die Jüngsten mit auf diese Reise. Packen wir es an: Gemeinsam gegen die nächste Pandemie!
Mehr zum Thema:
Natascha Kreye

Nepada Wildlife Kommunikations-Teams

erzählt in ihren Beiträgen, was Artenschutz mit unserem täglichen Leben zu tun hat