Kaffee – Wie beeinflusst sein Genuss die Artenvielfalt?
Food
for Thought
Dementsprechend liegen die Anbaugebiete auch in jenen Ländern, die für eine besonders artenreiche Tier- und Pflanzenwelt bekannt sind. Größter Produzent ist Brasilien, 2021 waren es hier fast 3 Millionen Tonnen (Quelle: FAOSTAT). Vietnam und Indonesien komplettieren die Top 3. Obwohl es 124 wilde Kaffee-Arten gibt, werden nur 2 Arten kommerziell angebaut, Robusta und Arabica. Zusammen liefern sie etwa 98% des weltweit erzeugten Kaffees.
Für einige Länder, wie zum Beispiel Osttimor, ist es das wichtigste und teilweise auch einzige Exportgut. In vielen Entwicklungsländer ist es nach Erdöl das Zweitwichtigste. Meist wird Kaffee von Kleinbauern angebaut, in Brasilien und Vietnam sind es jedoch häufig große Plantagen. Die Ernte bedeutet viel Handarbeit und körperliche Anstrengung. Hier kann aber auf höhere Qualität der Früchte geachtet werden, bei maschineller Ernte werden Qualitätsverluste in Kauf genommen. Je nach Bedingungen dauert es 1 bis 3 Jahre bis die Pflanzen den optimalen Ertrag liefern, der etwa 10 bis 20 Jahre anhält.
Die
Preisfrage
Die Menschen, welche die schwerste körperliche Arbeit haben, bekommen den kleinsten Anteil am Preis. So kann es schnell zur Ausbeutung der Arbeiter kommen. Zudem ist Kinderarbeit wohl immer noch ein Thema. Verlässliche Zahlen sind hierzu jedoch schwer zu finden.
Die Folgen für die Umwelt sind ebenfalls verheerend. Durch die stark fallenden Weltmarktpreise bauen viele Farmer ihren Kaffee in Monokulturen an, um größere Erträge zu erzielen. Dazu werden Bäume gefällt und Pestizide eingesetzt. Dies führt zu einer Verringerung der Artenvielfalt. Laut WWF besteht ein Zusammenhang zwischen dieser Art des Anbaus und fortschreitender Entwaldung. Die Bodenerosion nimmt zu und die Wasserqualität nimmt ab. Dies wird auch noch verschärft, da der Wasserbedarf zur Herstellung von Kaffee sehr hoch ist.
Zudem verstärkt der fortschreitende Klimawandel das Problem. Durch die ansteigende Durchschnittstemperatur und die sich verändernden Niederschlagsmuster wird der Anbau immer schwieriger, da die zur Verfügung stehende Fläche immer weniger wird. Die Bauern sind so gezwungen, immer mehr Wald zu roden, was den Klimawandel zusätzlich anfacht. Der Kaffeerost, eine inzwischen weltweit auftretende Pilzerkrankung, findet immer bessere Bedingungen, sich zu verbreiten.
Zum
Mitnehmen
Im Bereich Umwelt bedeutet dies, dass keine chemischen Pestizide und Düngemittel eingesetzt werden. Auch wird der Kaffee oft in sogenannten Agroforst-Systemen angebaut. Das heißt, die Kaffee-Pflanzen sind Teil des Waldes. So bleibt die Artenvielfalt erhalten und das lokale Klima stabil.
Im sozialen Bereich wird eine faire Bezahlung und gerechte Arbeitsbedingungen sichergestellt. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass möglichst viele Schritte der Kaffeeproduktion und -verarbeitung vor Ort passieren. So bleibt möglichst viel Geld und viele Arbeitsplätze bei der lokalen Bevölkerung. Die Bauern können ihre Kinder zur Schule schicken, wodurch die Kinderarbeit sinkt.
Diese Produkte zu erkennen ist gar nicht so einfach, wie wir auch schon in unserem Beitrag Artenschutz im Label-Dschungel gezeigt haben. Siegel wie z.B. Fairtrade sind sicherlich ein Anfang, aber dennoch gibt es auch hier kritische Stimmen. Wünschenswert wären daher klarere Regelungen, auch durch die Politik, und eine unabhängige Kontrolle.
Bis das erreicht ist, haben wir noch einen ganz pragmatischen Tipp für euch: Wenn man über den Tag verteilt Kaffee trinken möchte, kann man einmalig eine ganze Kanne kochen und sie in einer Thermoskanne aufbewahren. Dies spart Energie, was wiederum dem eigenen Geldbeutel nützt und gut fürs Klima ist.
Quellen und weitere Informationen
Quellen:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
FAO – Food and Agriculture Organization of the United Nations
Titelfoto by Mike Kenneally (unsplash)
Zum Weiterlesen:
Buch „Abenteuer Artenschutz“ von Hannah Emde
Norman Schöne
aus dem Nepada Wildlife Kommunikationsteam
2 Comments
Nepada Wildlife
Danke für deinen Kommentar, Halfar. Tatsächlich macht es Sinn noch mal drauf zu verweisen, dass Siegel auch durchaus kritisch betrachtet werden müssen. Haben wir ergänzt. Wie wir immer unten drunter schreiben, unsere Artenschutz to go Artikel erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sollen Impulse geben, sich mit den Themen auseinander zu setzen. Tatsächlich gibt es inzwischen einige Initiativen und Länder, die daran arbeiten den Kaffeeanbau klimafreundlicher zu gestalten. Wir hoffen, dass dabei auch mehr Transparenz für die Kunden entsteht.
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Halfar
Bio macht es nicht klimafreundlicher und der Siegel “fair” ist nicht unumstritten, da sich die Preise nach dem Kaffeepreis an den Börsen orientieren. Das hilft NICHT den Bauern, sondern den Handelsgesellschaft. Es gibt aber tatsächlich klimafreundlichen Kaffee, der durch “direct trade” den Bauern auch wirklich hilft!