Ehrenamtsbericht EHRA

Wasser für die Elefanten

Ehrenamtsbericht EHRA
Eine Herde Elefanten an einem Brunnen in Namibia (c) Jacqueline Murach
Ein Erfahrungsbericht von Jacqueline Murach

Im Sommer 2021 durfte ich nach Namibia reisen und zwei Wochen an dem Freiwilligenprojekt von EHRA teilnehmen. EHRA steht für Elefant Human Relations Aid – und darum geht’s auch: Verhinderung der Mensch-Elefant-Konflikte in Namibia, vornehmlich im Damaraland – einem zentralen Teil von Namibia.

Wie im Porträt über EHRA beschrieben, kommen aufgrund der steigenden Trockenheit die Tiere immer näher an die Dörfer, um Trinkquellen zu finden. Jedes Dorf hat seinen eigenen Brunnen mit angeschlossener Tränke für die eigenen Nutztiere wie Ziegen, Esel und Kühe. Da in einigen Fällen diese Brunnen und Tränken sehr nah oder gar direkt in der Dorfmitte errichtet sind, kommen Elefanten in die Dörfer und zerstören eventuell errichtete Zäune oder snacken den einen oder anderen Gemüsegarten leer. Das verärgert verständlicherweise die Bewohner und so wird das ein oder andere Tier verschreckt oder gar erschossen.
EHRA greift in diese Problematik ein, reduziert den möglichen Kontakt von Mensch und Tier durch den Bau von Trinkstätten für die Elefanten außerhalb der Dörfer und schult die Einheimischen über den richtigen Umgang mit den Dickhäutern. Es gibt nämlich zahlreiche Methoden, Elefanten auf Distanz zu halten – auch wenn sie bereits in Alarmbereitschaft sind – ohne die Tiere verletzen zu müssen. So gibt es also zwei große Themengebiete, an die Freiwilligen teilhaben: Den Brunnen/Tränkenbau für die Elefanten außerhalb der Dörfer und die Erforschung über das Wanderungsverhalten der Tiere, damit EHRA darauf basierend taktische Stellen für weitere Brunnen bestimmen kann und die umliegenden Dörfer kontaktieren kann.
24/7 draußen sein! Die Freiwilligen errichten ihr eigenes Camp: auf bed rolls liegen, Klohäuschen und Outdoordusche bauen, Feuer machen. (c) Jacqueline Murach

Als Freiwillige*r bauen und buddeln für den Tierschutz

Als Freiwillige*r lebt man zwei Wochen mitten in der Natur, mit wenigen Übernachtungen zwischendurch im EHRA Base Camp. Ein wunderschönes Camp direkt am Flussbett und mit Tränken für Elefanten, sodass diese fast tägliche Besucher waren. Die Landschaft von Namibia ist wunderschön und es lohnt sich wirklich, diese über das Projekt kennenzulernen.
In der ersten Woche fuhren wir etwas weiter weg vom Basecamp zu der Building Site, um dort einen Graben für eine Wasserleitung zu graben. Die Trinkstätte wurde in den Wochen zuvor von anderen Freiwilligen errichtet, jetzt galt es diese mit dem dorfeigenen Brunnen zu verbinden. Also für etwa drei Kilometer einen Graben buddeln, um im Anschluss eine Pipeline verlegen zu können. Ja, es war anstrengend und ziemlich herausfordernd. Wir mussten uns durch sandigen, wurzellastigen und durch steinigen Boden kämpfen, aber wir waren erfolgreich! Und das ist das beste Gefühl. In fünf Tagen schafften wir 950 Meter! Eine ziemliche Leistung wie ich finde 😉 Und das obwohl wir nur vier Freiwillige waren. Während dieser Zeit errichteten wir unser eigenes Camp. Lagen auf unseren Bed rolls, buddelten ein Loch für unser Klohäuschen, bauten eine Outdoordusche und lernten Feuer zu machen. Man war also 24/7 draußen, immer an einem schönen Feuerchen, ein unbeschreibliches Gefühl. Abwechselnd mussten wir uns täglich um die Mahlzeiten kümmern. Morgens früh (6:30 Uhr) wurde man vom Weckdienst geweckt, es gab Oats und Kaffee zum Frühstück, natürlich auch schon am Lagerfeuer und danach ging es direkt mit Hacke und Schaufel bewaffnet an die Baustelle. Da begann das fröhliche Graben, bis in den Nachmittag rein. Essen und Pausen gab es genug, und vor allem sehr ausgewogen und viel. Man konnte so hart arbeiten, wie man selbst gerade konnte, sich aber auch jegliche kurze Ruhezeiten nehmen, die man brauchte. Das war wirklich eine angenehme Atmosphäre. Und das Team um Andreas und Hermann war echt top! Die Beiden sind verantwortlich für die Freiwilligen und begleiten sie. Auch hier trafen wir schon auf Elefanten, oder eher sie auf uns. Nach der ersten Nacht machten wir uns zum ersten Mal zur Buddelstelle und sahen auf dem sandigen Boden lauter Spuren von Elefanten. Nachts ist einfach eine mittelgroße Herde 10 m neben unserem Basecamp entlang gelaufen – und wir haben davon einfach nichts mitbekommen. Schon beeindruckend, wenn man so selbst Teil der Wildnis ist und wie friedvoll diese Tiere der Wildnis sind.
Graben Erfahrungsbericht EHRA
Die Freiwilligen Helfer*innen graben, um den Elefanten einen eigenen Zugang zu Trinkwasser zu erstellen. (c) Jacqueline Murach
Hier entsteht das kleine, temporäre Camp der Freiwilligen. (c) Jacqueline Murach
EHRA Base Camp
Das Base Camp von EHRA. (c) Jacqueline Murach

Kurzer Zwischenstopp im Basecamp von EHRA

Ziel der Patrouillen-Woche war es, eine neue Elefantenherde im Norden des Base Camps zu tracken, was super spannend war, da wir dadurch eher die forschende Arbeit von EHRA kennenlernen konnten. Das Tracken verläuft dabei in den allermeisten Fällen basierend auf Sichtungen von Einheimischen und Spurenlesen. So stehen die Einheimischen mit EHRA in Kontakt, melden Sichtungen und auch das Forscherteam ist teils selbst unterwegs, um ggf. neue Spuren ausfindig zu machen. In der Patrol Week direkt folgen wir Spuren und versuchen aufgrund der Frische dieser Spuren ein Bewegungsmuster zu erkennen und so die Elefanten zu finden. Neuerdings gibt es auch einige wenige Elefanten, die einen GPS Tracker um den Hals gelegt bekommen haben, damit eine konkretere Dokumentation des Wanderungsverhalten möglich ist.

Auf Spurensuche – Tracking einer neuen Elefantenherde

Bevor es in die zweite Woche, die Patrol Week, ging, gab es für zwei Nächte einen kurzen Zwischenstopp im Basecamp. Da es direkt am Basecamp auch Tränken gibt, kam gerade an diesem Tag eine Elefantenherde ins Camp. Wir konnten uns in sicherer Distanz auf einen leicht erhöhten Punkt stellen und beobachten, wie die Tiere nach und nach an die Tränke kamen. Spannend war auch, dass in einem Moment die ganze Herde urplötzlich regungslos stehen blieb – mit dem einen oder andern Bein in der Luft. Wir wunderten uns darüber und bald erkannten wir, dass Benny – ein ziemlich stattlicher Bulle – sich der Herde näherte. Er war auf der Suche nach einem Weibchen und das nehmen die Weibchen auch auf großen Distanzen wahr.
Wir haben leider die neue Herde nicht finden können. Dennoch war es super schön zu sehen, wie dieser Teil der Artenschutz-Arbeit abläuft und vor allem, dass die Elefanten noch so einen großen Rückzugsraum haben, dass wir Menschen sie nicht so einfach aufspüren können. Das coole an der Woche: Wir haben einfach immer direkt dort übernachtet, wo wir gerade waren. Plane ausgelegt, Schlafmatratzen drauf, Feuerstelle bereit, fertig. Das war ein richtig gutes Gefühl. Das Team der zweiten Woche hat sich um Chris und Mattias vergrößert, die Teil des Tracking- und Forschung-Teams von EHRA sind. Das war echt toll, die Spuren zu lesen, diesen zu folgen und wie man von der Neugierde und Aufregung gepackt wurde. Wir haben uns jederzeit gut aufgehoben gefühlt und vor allem sicher, egal ob in einem dichten Buschland oder auf offener Fläche. Auch wenn wir die gewünschte Herde nicht aufspüren konnten – Spuren gab es zwar genug, aber die Elefanten waren uns leider immer einen Schritt voraus – gab es gegen Ende der Woche wieder eine wunderbare Begegnung mit der Herde, die sich nahe des Basecamps aufhält. Diesmal saßen wir im Landcruiser, beobachtetet die Herde im Stillstand und nach und nach kamen diese Tiere auf uns zu und so nah an uns vorbei, dass uns unser Atem stockte. Ein wunderbares Gefühl, aber auch ein sehr ehrfürchtiger Moment.
Nach zwei Wochen voller schöner neuer Eindrücke, spannendem Tracking und wundervollen Momenten mit den grauen Riesen, ging es für mich weiter auf meiner Reise. Was bleibt, sind zahlreiche Erinnerungen, ein anderer Umgang mit der Natur und eine neue Liebe – der Natur, dem Lagerfeuer und der Tierwelt gegenüber.
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