Fischfang

Überfischung der Meere – Bald kein Fisch mehr im Wasser?

Noch leben mehr als 30.000 Fischarten in unseren Meeren. Etwa 88 Prozent dieser Fischbestände sind entweder bereits überfischt oder maximal nachhaltig, das heißt an der Grenze zur Überfischung, befischt. Wie sehr schaden wir uns mit dieser Überfischung selbst?

Fischfang
Offiziell landen jährlich 90 Millionen Tonnen Fische und Meerestiere in den Netzen © Pixabay / HieuNghiaMini

Wenn der Fischfang zur Gefahr wird

Der Fischfang boomt. Offiziell landen jährlich circa 90 Millionen Tonnen Fische und andere Meerestiere in den Netzen von Fischern. Hinzu kommen schätzungsweise 10 Millionen Tonnen, die wieder ins Meer geworfen werden – wenn die Tiere beispielsweise nicht den Normgrößen entsprechen oder bereits verletzt sind und somit keinen Ertrag bringen. Oder es handelt sich um andere Meerestiere die als Beifang in den Netzen landen. Schildkröten, Seeschlangen, Haie, Seevögel und andere fallen dabei der Fischerei und ihren Massenfangeräten ebenfalls zum Opfer. Aber damit nicht genug. Der illegale Fischfang treibt ungefähr weitere 20 Millionen Tonnen in die Netze. 

Eine hohe Nachfrage und der steigenden Fischkonsum ist für diese beachtlichen Mengen verantwortlich. Grund dafür ist nicht zuletzt der Anstieg der Weltbevölkerung. Das Ergebnis: Es kommt zu einer Überfischung der Meere.

Mit Überfischung ist die unverhältnismäßige Entnahme von Fischen und weiteren Meerestieren gemeint. Sprich, wenn die Fangmenge zu einer Belastung für den Fischbestand wird. Das Ergebnis: Die Population von Fischen und anderen Meerestieren sinkt, ohne, dass die Tierbestände sich auf natürliche Weise erholen. Der Fischfang durch den Menschen führt demnach zu einem deutlichen Rückgang der Tiere.
Fischfang
© Pixabay / lockerswatanabe

Das sind die Folgen der Überfischung

Doch was passiert, wenn die Fischbestände sich nicht regenerieren? Zum einen entsteht eine Störung des natürlichen Gleichgewichts, indem Nahrungsketten unterbrochen werden. Schleppnetze beseitigen zum Beispiel Krebse vom Meeresboden. Diese fehlen anderen Fischen wiederum als lebensnotwendige Futterquelle. Gleichzeitig zerstören die Fangnetze den Lebensraum und das Ökosystem wird beschädigt.
Überfischung kann somit zu einer Bedrohung für Tierarten werden. Sowohl die angerichteten Schäden durch Fischfang als auch der Rückgang von Fischen durch exzessive Fischerei können schlimmstenfalls das Artensterben bestimmter Meerestiere herbeiführen. Allein 25% der Süßwasserfischarten sind davon betroffen. Der Atlantische Lachs und Europäische Aal beispielsweise. Aber auch Haie und Rochen und weitere große Raubfische bleiben von der Überfischung nicht verschont. Im Gegenteil: Alle 521 Arten an Haien und Rochen werden mittlerweile auf der Roten Liste der IUCN geführt, wenn auch nicht alle als stark gefährdet gelten. 

Fischerei in Korallenriffen

Gesundes Meer - Fische im Wasser
© Pixabay / StockSnap
Besonders in Korallenriffen trägt die übermäßige Fischerei dazu bei, dass die Fischbestände sich nicht erholen. Zwei Drittel aller Riffe weltweit sind laut Forschenden von Überfischung betroffen. Dies wird durch den informellen Handel und Eigenkonsum von Fischenden zusätzlich begünstigt. Würde die Fischerei auf 80% des Maximalertrags in diesen Regionen beschränkt, könnte sich der Fischbestand trotz Rifffischerei wieder entspannen und die Schäden reduzieren, so Sebastian Ferse vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT). Ein nachhaltiges Fischereimanagement kann somit einem allgemeinen Verbot von Fischerei in Riffen vorbeugen. 

Mögliche Lösungsansätze

Auch in unseren heimischen Gewässern ist eine sinnvoll, um dem Leerfischen der Meere und den damit einhergehenden Auswirkungen auf unser Ökosystem entgegenzuwirken. So hat der Europäische Rat für Landwirtschaft und Fischerei gemeinsam mit Großbritannien für den Atlantik, die Nordsee, das Mittelmeer und das Schwarze Meer Fangquoten festgelegt.  Allerdings liegen die Fangmengen dabei oft über der von der Wissenschaft empfohlenen Quote.

Demnach wird genau geregelt, welche Fischarten in welchen Mengen für kommerzielle Zwecke gefischt werden dürfen. Auch Schonfristen, wie sie für Europäische Aale und Steinbutt eingeführt worden sind, sollen helfen, dass sich die Bestände wieder erholen. Dabei wurden in beide Richtungen, also Erhöhungen sowie Senkungen der Fangmengen für die unterschiedliche Arten bestimmt. Wichtig ist, dass diese definierten Mengen und auch die Messmethoden regelmäßig überprüft und angepasst werden, damit die Schutzmaßnahmen wirken.

Neben der nachhaltigen Fischerei spielen auch Meeresschutzgebiete eine wichtige Rolle, damit die Tierbestände wieder ansteigen. Ein Schutzprogramm hat in den USA zum Beispiel dazu geführt, dass Weiße Haie und Robben an der Ostseeküste zunehmend wieder vorkommen, obwohl sie dort bereits so gut wie verschwunden waren.

Was können wir selbst tun?

Der reduzierte und bewusste Konsum aller Verbraucher trägt natürlich ebenfalls dazu bei, die Überfischung ein Stück weit zu regulieren. Bei dem Verzehr sollte vor allem darauf geachtet werden, dass es sich nicht um Jungtiere handelt. Bio-Siegel, die kennzeichnen, dass auf umweltschädliche Fangmethoden verzichtet und die Fischbestände nicht überstrapaziert werden, bieten ebenfalls einen Anhaltspunkt. 

Über die Verbraucherzentrale erhält man zudem Einblick, welche Fische einer überfischten Art angehören. Nicht zuletzt bieten Alternativen wie Walnüsse, Lein- und Chiasamen oder Leinöl eine weitere Omega-3-Quelle, um den persönlichen Fischkonsum von 2- bis 4-mal pro Monat nicht zu übersteigen.

Die Überfischung der Meere wird auch eine spannende Station unserer neuen Bildungsplattform, auf der Schüler*innen in das Thema Meeresschutz abtauchen können. Wenn ihr mehr über das Projekt erfahren oder uns dabei unterstützen wollt, findet ihr hier weitere Informationen. 

Autorinnenfoto Marisa Balz Portrait
Marisa Balz

aus dem Nepada Wildlife Kommunikationsteam

schreibt von Berufswegen und ist neugierig auf unbekannte Länder, exotische Tiere und fremde Kulturen