
Wie der Plastikmüll in den Meeren die Artenvielfalt und uns Menschen bedroht

Cali in Kolumbien, Baku in Aserbaidschan, Busan in Südkorea - Was haben diese Orte gemeinsam? In allen drei Orten wurde im Jahr 2024 über die Zukunft unseres Planeten verhandelt. Während es in Cali darum ging, das weltweite Artensterben aufzuhalten, wurde in Baku der Klimawandel thematisiert.
In Busan hingegen wurde über ein Abkommen verhandelt, welches ein weiteres Problem unserer Zeit aufzeigt. Die von unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft verursachte weltweite Plastikverschmutzung durch Plastikmüll. Denn schätzungsweise landen jede Minute 21.000 kg Plastik allein in unseren Ozeanen.
Plastikmüll in Wechselwirkung mit unserer Umwelt
Natürlich betrifft die Umweltverschmutzung durch Plastik nicht nur unsere Ozeane. Ebenso sind die Ökosysteme an Land und in der Luft betroffen. Auch ist der Kunststoff zwar primär, aber nicht ausschließlich für die Meeresverschmutzung verantwortlich.
Zum Beispiel stellt der erhöhte Nährstoffeintrag durch die industrielle Landwirtschaft ebenfalls ein Problem dar. Jedoch besteht dreiviertel des Mülls in den Meeren aus Plastik. Als größter Anteil hat er somit einen folgenreichen Einfluss auf die marinen Ökosysteme. Doch was verursacht die Plastikverschmutzung, welche Folgen resultieren daraus und was können wir dagegen tun?
Zum Beispiel stellt der erhöhte Nährstoffeintrag durch die industrielle Landwirtschaft ebenfalls ein Problem dar. Jedoch besteht dreiviertel des Mülls in den Meeren aus Plastik. Als größter Anteil hat er somit einen folgenreichen Einfluss auf die marinen Ökosysteme. Doch was verursacht die Plastikverschmutzung, welche Folgen resultieren daraus und was können wir dagegen tun?

Was sind die Ursachen der Plastikverschmutzung in unseren Ozeanen?
Einwegplastik und Autoreifen
Am Anfang steht die immense Produktion von Einwegplastik. Diese Produkte werden, wie der Name sagt, nur einmal verwendet und anschließend entsorgt. 2021 fielen pro Kopf in Deutschland ca. 237 kg Verpackungsmüll an. Die Abfälle aus den deutschen Haushalten werden dann oftmals in andere Länder verlagert. So hat Deutschland zum Beispiel 2023 ca. 688.000 Tonnen Plastikmüll ins Ausland, davon über 160.000 Tonnen nach Südostasien, exportiert.
In vielen Ländern, welche als Zwischen- bzw. Endlager für unseren Müll dienen, fehlen jedoch die Voraussetzungen zur Weiterverarbeitung von Plastikabfällen. Der Müll aus dem In- und Ausland überlastet die vor Ort bestehenden meist nur geringfügig ausgebauten Entsorgungs- und Recyclinganlagen. So wird der Abfall dann häufig auf offenen Deponien ungesichert oder z.T. illegal in der Umwelt entsorgt. Von dort aus wird das Plastik dann durch Wind in Flüsse getragen und anschließend ins Meer.
Zudem landet Müll durch die vorsätzliche illegale Abfallentsorgung von Kreuzfahrt- und Frachtschiffen aus direkt im Meer. Zur Verschmutzung trägt auch unzureichend gesicherte Fracht von Transportschiffen, welche über Bord geht, bei.
Ein weiterer großer Verursacher von Meeresmüll ist die Fischerei. Deren Fanggeräte und Netze gehen entweder verloren oder werden bewusst im Meer entsorgt. Als sogenannte Geisternetze treiben diese dann ungesichert umher.
Auch der Abrieb von Autoreifen leistet einen Beitrag. Das Fraunhofer Umsicht Institut schätzt, dass ca. 1 bis 1,5 kg Mikroplastik pro Reifen während ihrer Nutzungsphase abgerieben werden. Die Partikel werden durch Regen von den Straßen in umliegende Gewässer gespült und landen dann letztendlich ebenso im Meer.

Gebrauchsgegenstände
Ebenfalls eine Quelle für Mikroplastik sind Gebrauchsgegenstände aus dem täglichen Leben. Plastikpartikel aus Kosmetikartikeln bzw. Fasern von synthetischer Kleidung gelangen beim Waschen ins Abwasser. Kläranlagen können Mikroplastikpartikel nur unzureichend herausfiltern, sodass diese mit dem gereinigten Abwasser den Gewässern zugeführt werden.
Zusätzlich tragen Landwirtschaft und Tourismus zur Plastikverschmutzung bei.
Einmal im Meer angekommen verbleibt das Plastik dort aufgrund seiner hohen Haltbarkeit bis zu mehrere hundert Jahre. Dabei unterliegt es diversen Einflüssen wie zum Beispiel UV-Strahlung, Strömungen und dem Salzwasser. Diese Faktoren bewirken, dass sich der Kunststoff in immer kleinere Partikel, dem sogenannten Mikroplastik, zersetzt.
Hydrographische Meereswirbel sammeln die ins Meer gelangten Abfälle und bündeln diese in Form von riesigen Müllteppichen.

Was sind die Folgen für die Meerestiere?
Verletzte Tiere
Die Auswirkungen von Plastikmüll auf die marinen Lebewesen sind vielschichtig. Viele Tiere verfangen sich im Müll bzw. in Geisternetzen. Sie können dann nicht mehr richtig schwimmen, verletzen oder strangulieren sich, und ersticken. Auch halten viele Tierarten wie z.B. Seevögel oder Meeresschildkröten Plastik für Nahrung. Die Plastikteilchen lagern sich im Magen der Tiere ab und sorgen für ein Sättigungsgefühl. Infolgedessen verhungern sie durch gefüllte Mägen ohne Nährstoffe.
Im Meer existieren diverse empfindliche Lebensräume wie Muschelbänke und Korallenriffe. Werden diese von Plastikplanen oder Müllteppichen verdeckt, sind sie von der UV-Strahlung der Sonne sowie vom Sauerstoffaustausch abgeschnitten. Sie sterben ab und werden nicht mehr besiedelt.
Plastikmüll beeinflusst zudem die Nahrungskette im Meer. Zum einen wird das Mikroplastik von Beutetieren, wie Zooplankton oder kleinen Fischen, aufgenommen und landet folglich im Magen der Prädatoren. Zum anderen verhindern die Müllansammlungen, dass Algen und Phytoplankton, die Grundlage der marinen Nahrungsnetze, genügend Sonnenlicht für die Photosynthese und zur Produktion von Nährstoffen erhalten.
Die infolgedessen eintretende Dezimierung ihrer Bestände verursacht, dass den Tieren entlang der Nahrungskette immer weniger Nahrungsquellen zur Verfügung stehen. Somit verringert sich letztendlich nach und nach der gesamte Tierbestand.
Auswirkungen noch unerforscht
Die daraus folgenden Auswirkungen für die marinen Ökosysteme können noch nicht in Gänze abgeschätzt werden. Doch massive Schäden sind mehr als wahrscheinlich. Denn jede Art, jedes Individuum spielt eine wichtige Rolle zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts im Ökosystem.

Welche Folgen entstehen für uns Menschen durch Plastikmüll?
Auch den Menschen beeinflussen die Folgen der Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll. Z.B. verursacht das Artensterben, dass uns weniger Fisch und Meeresfrüchte zum Konsum zur Verfügung stehen. Aber auch gesundheitliche Konsequenzen können auftreten.
Wir nehmen Mikroplastik über die Nahrung auf. Die Partikel gelangen auf diese Weise ins Blut und lagern sich im Gewebe ab. Das Plastik in unserem menschlichen Körper sowie die potenziell darin enthaltenen toxischen Substanzen können gesundheitliche Schäden und Krankheiten verursachen. Deren Ausmaß ist jedoch noch unzureichend erforscht.
Was kann gegen Plastikmüll getan werden?
Zur Lösung der Problematik sollten wir besonders in zwei Bereichen aktiv werden. Einerseits ist es wichtig, den weiteren Eintrag von Plastik in die Umwelt zu beenden. Andererseits muss das Plastik, welches bereits in die Umwelt bzw. in die Meere gelangt ist, wieder daraus entfernt werden.
Um den weiteren Eintrag von Plastik in die Umwelt zu verhindern, ist ein globales Übereinkommen ein wichtiger Schritt. Hierbei sollte der gesamte Lebenszyklus des Kunststoffs berücksichtigt werden: Von der Rohstoffförderung bis zum Recycling. Zwar konnte sich bei der Konferenz in Busan nicht auf ein gemeinsames Abkommen geeinigt werden, jedoch wurde zumindest das bestehende Problem erkannt.

Kreislaufwirtschaft und Recycling
Eine weitere notwendige Maßnahme ist der lokale und globale Ausbau von Kreislaufwirtschaften sowie die Förderung von Recyclinganlagen. Zudem müssen Anreize für die Industrie geschaffen werden, recycelbare Materialien zu verwenden. Dafür muss die Entwicklung umweltfreundlicher Materialien gefördert und die Produktion umgestellt werden.
Politische Hebel
Eine entscheidende Rolle spielt auch die Politik: Durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln zur Förderung von Forschungsprojekten, von Ocean Clean-Up Programmen oder dem Ausbau des ÖPNV. Außerdem kann sie Installierung von Filtersystemen an Flussmündungen zum Auffangen des Mülls installieren.
Auch die Forschung kann ihren Teil beitragen. Sie erhebt z.B. Messdaten zum Mikroplastikgehalt in Gewässern, betreibt Monitoring zum Aufspüren von Plastikmüll, erfindet Geräte zum Einsammeln des Plastiks im Meer oder entwickelt Ersatzstoffe für Plastik.
Die Macht des Einzelnen
Auch jede*r Einzelne kann durch sein Handeln und bewussteren Konsum etwas bewirken. Im Alltag kann z.B. durch die Nutzung von Mehrwegprodukten auf Einwegplastik verzichtet werden. Im Urlaub können wir auf Sonnencreme ohne Mikroplastik zurückgreifen.
Fazit
Fest steht, dass sich das Problem „Plastik“ nur gemeinsam angehen und bekämpfen lässt. Jede*r Einzelne kann, ebenso wie die Industrie und die Politik, einen Teil dazu beitragen.
Ebenfalls können wir mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen, um den Reifenabrieb auf den Straßen zu minimieren. Je mehr Menschen kleine Schritte unternehmen, desto mehr Bewegung entsteht: Zum Beispiel mit der Teilnahme an Müllsammelaktionen, der Unterstützung von Petitionen, dem Engagement in Vereinen und der Änderung des Konsumverhaltens.

Die Plastikverschmutzung der Meere wird auch eine spannende Station unserer neuen Bildungsplattform, auf der Schüler*innen in das Thema Meeresschutz abtauchen können. Wenn ihr mehr über das Projekt erfahren oder uns dabei unterstützen wollt, findet ihr hier weitere Informationen.
Quellen und weitere Informationen
- WWF: Plastik – Eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit
- Wikipedia: Umweltverschmutzung durch Plastik
- Wikipedia: Plastikmüll in den Ozeanen
- Verbraucherzentrale: Gefahren für die Umwelt durch Plastik
- Das Wissen: Plastikverschmutzung in den Ozeanen: Aktuelle Forschung und Lösungsansätze
- Das Wissen: Plastikverschmutzung: Wissenschaftliche Erkenntnisse und Lösungsansätze
- Destatis – Statistisches Bundesamt: 237 kg Verpackungsmüll pro Kopf fielen 2021 in Deutschland an
- Nabu: Export von Plastikabfällen: Undurchsichtige Praxis mit ökologischen und sozialen Folgen
- WWF: Flyer Plastik – Gefahr in unseren Meeren

Norman Schöne
aus dem Nepada Wildlife Kommunikationsteam
arbeitet in der Landwirtschaft, ist besonders fasziniert von Fledermäusen und überall auf der Welt Wildlife zu erleben
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