Laguna del Tigre
38 Grad auf der winzigen Insel aus Beton, Flores in Guatemala: Der einzige kühle Ort ist, das Büro der »Wildlife Conservation Society«, in dem allerdings auch die Fenster zugemauert sind, um die Hitze auszusperren.
Hier habe ich in den letzten zwei Tagen viel Zeit verbracht, um unsere gemeinsame Dschungel-Expedition vorzubereiten. Nun geht es endlich los. Auf einem alten klapprigen Pickup wird unser Gepäck verstaut. Wir sind zu viert unterwegs: die zwei »Field Technicians« Pedro und Antonio, Picho der Tierarzt und ich. In einem Großmarkt (eine Art Supermarkt ohne Regale, Kühlung oder Ordnung) werden noch Lebensmittel eingekauft. Ich schaue staunend zu, wie Pedro geübt Kiloweise Bohnen, Maismehl für Tortillas, Eier, Milchpulver, Reis und ein paar Hühnchen für die nächsten zwei Wochen zusammensucht. Etwas Gemüse, Obst und mehrere Gallonen Wasser für die Ausländerin werden auch eingepackt – sehr aufmerksam!
Anschließend fahren wir noch zu einer Art Baumarkt, in der wir von den Nepada-Spenden Utensilien für das Labor der Forschungsstation kaufen können: Spritzen und Plastikdosen für das Futter der Küken, große Schüsseln und Holzspäne für die Nester, Handtücher und jede Menge Küchenrollen. Nur das »Ersatzteil« für die kaputte Dusche ist leider nicht auffindbar. Um 12 Uhr sind wir endlich abfahrtbereit. Der wenig vertrauenserweckende Pickup ist bis obenhin beladen, die Jungs sitzen irgendwo dazwischen und die Sonne knallt mittlerweile unbarmherzig auf uns hinab. Ich hoffe sehr, dass wir dieses Mal ohne Panne und noch vor Einbruch der Dunkelheit das Camp erreichen. Pichos Kommentar in der glühend heißen Fahrerkabine: »Is the Aircon okay like this?«. Lachend, schwitzend und rappelnd fahren wir durch die Landschaft, an unzähligen Rinderfarmen vorbei und begegnen Schweinen, grasenden Pferden und Schulkindern, die uns begeistert zuwinken.
Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir den Nationalpark »Laguna del Tigre«. Schlagartig wird alles um uns herum grün. Der Nationalpark liegt inmitten des Maya-Biosphären Reservats, dem größten Naturschutzgebiet Zentralamerikas und berühmtes Weltkulturerbe.
Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir den Nationalpark »Laguna del Tigre«. Schlagartig wird alles um uns herum grün. Der Nationalpark liegt inmitten des Maya-Biosphären Reservats, dem größten Naturschutzgebiet Zentralamerikas und berühmtes Weltkulturerbe.
Bald kann selbst Pedro das Auto nicht mehr durch das Dickicht des Dschungels manövrieren, deshalb geht es mit dem Boot weiter. Eine schöne Strecke mit riesigen Bäumen am Ufer und Tukanen, die den Fluss überqueren. Die letzte Etappe wird zu Fuß zurückgelegt. Als wir das Ufer betreten, empfängt uns ein Schwarm von Moskitos. Innerhalb von Minuten sind wir zerstochen, so schnell kann ich gar nicht mein Moskito-Repellent herauskramen (was bei dem tropfenden Schweiß eh wenig Sinn hat).
Der Regenwald ist wunderschön und in der Trockenzeit ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. Kein Schlamm am Boden, kaum ein Tropfen Regen, die trockenen Blätter rascheln unter meinen Gummistiefeln und die Äste knacken. Trotzdem ist alles grün und die Urwaldriesen ragen bis zu 30 Meter in den Himmel. Hier gibt es noch unberührten Primärwald, ein seltener Anblick heutzutage. Vertraute Gerüche und Geräusche liegen in der Luft. Bei jedem Rascheln am Wegesrand halte ich aufgeregt inne. Und dann entdecken wir sie, die ersten Affen. Eine Gruppe Klammeraffen (Spider Monkeys; Ateles geoffroyi) stürmt über unsere Köpfe hinweg. Wahnsinn, wie schnell sie sich in den Baumwipfeln fortbewegen können, ihr langer Schwanz dient ihnen als fünfter Greifarm.
Nach eineinhalb Stunden erreichen wir eine große Lichtung. Fragend sehe ich Picho an und er erklärt, es handele sich um eine Ausgrabungsstätte von Archäologen. Hier werden Überbleibsel antiker Maya Städte von 500 vor Christus ausgegraben. Und tatsächlich treffen wir in den nächsten Tagen auf weitere Pyramiden, Überbleibsel und Denkmäler der Maya. Inmitten des Dschungels, das ist wirklich einmalig.
Es beginnt zu dämmern. Die Stirnlampen werden ausgepackt. Ein Ara-Pärchen fliegt hoch oben über die Baumwipfel. Wir erkennen sie an ihrem lauten, unverwechselbaren Krächzen. Wahrscheinlich sind sie auf dem Weg zu ihrem Nest. Zwischen dem Blätterdach geht ein prachtvoller, großer Mond auf. Die Dunkelheit verschlingt alles. Nur die Glühwürmchen erhellen die Luft. Das Zikaden-Konzert beginnt. Im Lichtkegel der Stirnlampe bietet sich mir ein vertrauter Anblick: der ganze Waldboden glitzert. Die reflektierenden Spinnenaugen sind auf jedem Blatt oder Baumstamm zu erkennen. Mir sind das zwar immer noch zu viele Beine, aber an dieses Schauspiel habe ich mich zum Glück schon gewöhnt. Quakende Frösche, raschelnde Schlangen, schlafende Vögel – wir sind angekommen, in meinem geliebten Dschungel.
HANNAH EMDE
Autorin, Gründerin und 1. Vorsitzende des Vereins
berichtet von ihren Einsätzen als Tierärztin in internationalen Artenschutzprojekten
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