Schmetterling

Artenvielfalt macht glücklich

Schmetterling
Artenvielfalt wirkt sich positiv auf die mentale Gesundheit aus. © Daniela Schlag
Ein Kommentar von Jörg Bahm

Biodiversität ist nicht nur gut für Erde und Klima, sondern auch für den Menschen und seine Psyche. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen. In Regionen mit einer höheren Vielfalt an Pflanzen- und Vogelarten geht es den Menschen, die dort leben, besser. So lassen sich die Ergebnisse einer Studie unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zusammenfassen.

Artenvielfalt unterstützt die mentale Gesundheit

Die Studie analysierte den Zusammenhang zwischen Biodiversität und menschlicher Gesundheit in Deutschland. Die Forschenden unterschieden zwischen der mentalen und der physischen Gesundheit und griffen auf Daten zu fast 15.000 Haushalten und 30.000 Personen zurück, die durch das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) gesammelt wurden. Als Indikatoren für die Biodiversität nutzten sie Daten zur Artenvielfalt von Pflanzen und Vögeln sowie die Populationsdichte von Vögeln.

Die Ergebnisse zeigen eine höhere mentale Gesundheit der Menschen in Landkreisen mit einer größeren Vielfalt an Pflanzen und Vogelarten. „Wenn also eine Person in einem Kreis mit vielen verschiedenen Pflanzen und Vögeln lebt, dann geht es dieser Person im Durchschnitt mental besser als Menschen in Kreisen mit niedrigerer Artenvielfalt“, sagt Erstautor Joel Methorst, der die Studie im Rahmen seiner Promotion bei iDiv, SBiK-F und der Goethe-Universität Frankfurt leitete und nun an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg forscht. Darüber hinaus ließ sich feststellen, dass sich die Nähe zu öffentlichen Parks und Grünflächen positiv auf die Gesundheit auswirkt. Je näher der Park, desto besser geht es auch den Menschen.

Entgegen der Erwartung der Forschenden scheint die Populationsdichte von Vögeln jedoch nicht relevant für die mentale Gesundheit zu sein. „Das könnte daran liegen, dass manche Arten mit hoher Populationszahl wie Tauben, Möwen oder Krähen nicht immer so beliebt in der Bevölkerung sind“, erklärt Joel Methorst.

Auch unsere Politik macht sich das Thema zu eigen, zum Beispiel mit der „Richtlinie zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen Biodiversität und menschlicher Gesundheit – ein Beitrag zur Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt“ vom August 2022.

Vielfalt öffnet den Geist

Was bedeuten diese Infos für uns? Wo und wann können wir uns auf diese Vielfalt wirklich einlassen und sie positiv erleben? Man muss dafür nicht unbedingt in den Dschungel von Borneo reisen, wo wir gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund e.V. Artenvielfalt schützen. Es reicht auch, sich im Alltag mehr für die Vielfalt zu öffnen, die uns umgibt. Sei es beim Sonntagsspaziergang im nahegelegenen Wald oder auch auf dem Weg zur Arbeit, der mit einem kleinen Umweg vielleicht durchs Grüne führt. Das Zwitschern der Vögel, raschelnde Nager im Gebüsch, sich windende Regenwürmer auf dem feuchten Waldboden – die Betrachtung von Biodiversität macht glücklich und ist ein echter Booster für die psychische Gesundheit.

Noch dazu öffnet Vielfalt den Geist, leitet uns weg von unseren festen Bahnen und eingefahrenen Denkmustern. Vielfalt zeigt uns bewusst oder unbewusst neue Alternativen, andere Denk- und Handlungswege, die unseren Geist flexibler werden lassen. So werden wir anpassungsfähiger und weniger beratungsresistent.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreibt uns gerne, wo und wie ihr Vielfalt in der Natur für euch positiv erlebt und wie euch das verändert.
Jörg Bahm
Jörg Bahm

Vater dreier erwachsener Kinder, Hand- und Nervenchirurg aus Leidenschaft, Natur- und Waldführer

engagiert sich im Ehrenamt bei Nepada Wildlife