
Abenteuer Dschungel

Der Himmel ist rabenschwarz, als Jannes und ich mit Jean über das spiegelglatte Wasser gleiten, nur die Lichtkegel unserer Stirnlampen erhellen die Nacht. Es herrscht eine ungewohnte Stille auf dem Wasser, sogar die Zikaden scheinen inne zu halten.
Fast schon unheimlich? Und dann entdecke ich einen roten Schimmer am Horizont. Anfangs noch ganz leicht, dann wird er von Sekunde zu Sekunde heller und verteilt sich über Wasser und Wälder – der Morgen bricht an. So friedlich und klar, ein magischer Moment. Mit der Sonne kehren auch die Geräusche zurück. Ein Konzert aus Vögeln, Zikaden und Brüllaffen erklingt, aber trotzdem strahlt der Sonnenaufgang eine herrliche Ruhe aus. Wir bestaunen das Farbenschauspiel aus den unterschiedlichsten gelb, rot und Orangetönen eine Weile und entdecken Tukane, Kolibris und sich in der Sonne räkelnde Leguane in den Bäumen. Jean steuert auf den Wald zu. Heute möchte er Jannes und mir die Igapó-Wälder zeigen. Igapó bezeichnet einen immergrünen tropischen Überschwemmungswald, der in den Auen entlang der nährstoffarmen Schwarzwasserflüsse Amazoniens anzutreffen ist.


Ich bin aber auch verwöhnt durch meinen letzten Dschungelaufenthalt im Forschungscamp von Guatemala oder meiner Zeit auf Borneo. Außerdem befinden wir uns hier nicht am Amazonas, sondern an einem sehr nährstoffarmen Schwarzwasserfluss. Und die Regenwälder Amazoniens sind so groß (im Jahr 2007 dehnten sie sich noch auf einer Fläche von rund 110 Mio. Hektar aus), dass die Wildtiere genügend Rückzugsmöglichkeiten haben und den Menschen nicht häufig über den Weg laufen müssen. Das sah in den fragmentierten Regenwäldern von Borneo schon ganz anders aus. Trotzdem leben in den Wälder hier unzählige Tiere und nach zwei Stunden ruhigen und aufmerksamen durch den Wald schleichen, entdecken wir unsere ersten Affen. Ich bin ganz aus dem Häuschen und versuche, hochmotiviert ein Foto von diesen sonderbaren Tieren, zu ergattern. Das stellt sich in dem dichten, dunklen Wald allerdings viel schwieriger dar, als erwartet. Man merkt, dass die Tiere hier überhaupt nicht an Menschen gewöhnt sind, die Affengruppe stürmt blitzschnell über unsere Köpfe hinweg. Jean erklärt später, dass es sich um einen Bartsaki (Chiropotes) handele, charakteristisch sei der schwarze buschige Schwanz. Jannes und ich sind aufgeregt – unser erstes großes wildes Tier im Igapo-Wald.


HANNAH EMDE
Autorin, Gründerin und 1. Vorsitzende des Vereins
berichtet von ihren Einsätzen als Tierärztin in internationalen Artenschutzprojekten
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